Preis 2020
Förderkreis Konradsburg erhält den Großen Denkmalpreis
Die Stiftung der Deutschen Burgenvereinigung zeichnet in diesem Jahr den Förderkreis Konradsburg e.V. in Sachsen-Anhalt mit dem Großen Denkmalpreis aus. Die Preisverleihung fand am 7. Mai 2022 auf der Konradsburg statt. Er stellt mit 10.000 Euro einen der höchst dotierten Preise dar, der im Denkmalschutz vergeben wird.
Der Förderkreis Konradsburg e.V. entstand 1990 aus einer Bürgerbewegung, die sich um die Sicherung der Bausubstanz aller Bestandteile der Burganlage bemühte. In verschiedenen Projekten gelang es dem Förderkreis unter tatkräftiger Mitwirkung vieler ehrenamtlicher Mitglieder, die Konradsburg mit anderen Projekten zu vernetzen sowie in der sie umgebenden Kulturlandschaft zu erhalten und zu beleben. So lädt an den Wochenenden ein Galeriecafé Besucher zum Verweilen ein – Besucher, die sich auch aufgrund der Vielzahl von Veranstaltungen auf der Burganlage einfinden. Unterstützung erhalten die Aktiven des Förderkreises im Rahmen von Maßnahmen des 2. Arbeitsmarktes durch die Kommunale Beschäftigungsagentur. Inzwischen wurden verschiedene Zweckbetriebe und die Bewirtschaftung in einer gemeinnützigen Gesellschaft gebündelt. Mit im Boot ist auch die Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt, die einen Teil der Burganlage übernommen hat und sich seitdem vor allem die Restaurierung der durch landwirtschaftliche Nutzung schwer geschädigten Krypta der ehem. Klosterkirche kümmert. Mit dem Großen Denkmalpreis würdigt die Stiftung der Deutschen Burgenvereinigung den vorbildlichen Einsatz des Förderkreis Konradsburg e.V. für das kulturelle Erbe und die Denkmalpflege in der Region. Die Auswahl des Preisträgers erfolgte durch ein Expertengremium der Stiftung. Die Preisverleihung sollte ursprünglich 2020 erfolgen, musste aber aufgrund der Pandemie verschoben werden. Der Vorsitzende des Förderkreis Konradsburg e.V., Klaus Wycisk, hat den Preis von dem Stiftungsvorstand Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und in Anwesenheit des Präsidenten der Deutschen Burgenvereinigung, Maximilian Nicolaus Fürst zu Bentheim-Tecklenburg, entgegengenommen.
Besiedelt seit der Bronzezeit
Die Konradsburg ist eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der Kulturlandschaft des Harz. Der Ort wurde schon in der Bronzezeit durch Menschen besiedelt und genutzt. Der Schutzbedarf dieser ersten und bis in die Zeit der Germanen reichenden Ansiedlungen samt ihrer Kultstätten führte zu ihrer Befestigung. Im Zuge der Christianisierung des Gebietes entstanden anstelle der Kultstätten Kirchen. Die Burganlage diente im frühen Mittelalter dem Schutz des Reichsgutes Harz gegen Einfälle der Ungarn und Slawen. Allerdings erinnern heute daran weder Wehrtürme noch ein Bergfried oder Palas: Nach 1120 verließen die Konradsburger den etwa 3 km südlich von Ermsleben gelegenen Bergsporn und errichteten im Selketal die Burg Falkenstein. Auf der Konradsburg wurde stattdessen ein Benediktinerkloster gegründet. Für die folgenden Jahrhunderte entstand hier das kulturelle, soziale, geistige und wirtschaftliche Zentrum am östlichen Harzrand. Nach 1477 haben Karthäusermönche aus Erfurt das inzwischen verlassene Kloster wieder belebt, mussten es infolge des Bauernkrieges im Jahre 1526 aber aufgeben. 1712 wurde die Konradsburg einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Aus dieser Zeit stammt ein altes, zweigeschossiges Brunnenhaus mit einem über 45m tiefen Brunnen, der wahrscheinlich noch aus der Burgenzeit stammt. Die übrigen Gebäude wurden im 18. und 19. Jahrhundert zu wirtschaftlichen Zwecken errichtet. Nach 1945 setzte eine kurze landwirtschaftliche Nutzung durch Einzelbauern ein. Der Stadt Ermsleben und der katholischen Kirche gelang es jedoch unter den damaligen Bedingungen nicht, die zunehmende Bestandsgefährdung und Verwahrlosung der Konradsburg aufzuhalten. In den 1970er Jahren setzte schließlich ein rapider Verfall ein, der 1982 zur Gründung der Bürgerbewegung führte und daraus folgend zur Gründung des Förderkreises Konradsburg e.V.