Rückblick 14.08.2021 Besuch auf der Wysburg
Besuch auf der Wysburg am 14.08.2021
Für den späten Vormittag des 14. August 2021 hatte der Burgverein “Weisbach e. V.“ Freunde und ausgewählte Gäste zum Treffen auf die Wysburg, die historische Hohenwaldsburg bei Weisbach im Thüringer Schiefergebirge, zum Treffen und Beisammensein geladen. Mit dabei waren bei perfektem Sommerwetter auch Mitglieder des Vorstandes unserer Landesgruppe Thüringen und vom “Förderverein Schloss Nimritz e. V.“.
Die Hausherren hatten die Gäste in zwei Gruppen eingeteilt, deren eine zunächst die Ausstellung zur Burg im kleinen Museum im ehemaligen Gasthof von Weisbach besichtigte, währenddessen die andere Gruppe von Hubert Rossbach, dem langjährigen Ausgräber und vermutlich profundesten Kenner der Ruine, über das Gelände geführt wurde. Und wer nun meinte, die Burg von früheren Besuchen oder aus Presseveröffentlichungen, wie etwa dem Beitrag von Christian Tannhäuser in „Burgen und Schlösser“ aus dem Jahr 2017, zu kennen - der wurde erfreulicherweise schnell eines Besseren belehrt. In seinem in humorigem Plauderton dargebotenen Vortrag ließ Hubert Rossbach die allerersten Anfänge der Wysburg-Erforschung wiederaufleben und schilderte anschaulich den Zustand des Burgberges vor Beginn der Grabungen sowie die ersten Aktionen mit dem Glücksfund der ersten Blidensteine vor der Westmauer der Kernburg. Die Impressionen vom Inneren der Tankzisterne dürften wohl so manchen Zuhörer in Staunen versetzt habe, genauso wie die Beschreibung Auffindesituation so manchen Fundes – man denke nur an die im Mauerwerk des Bergfrieds verborgenen handgeschmiedeten Schlüssel oder die aufgefundenen Überreste von Ratten oder als Nahrungslieferanten gehaltenen Siebenschläfern.
Nach diesem sehr interessanten ersten Teil wechselten die beiden Gruppen zum jeweils anderen „Erlebnisbereich“. Zuvor jedoch war Gelegenheit zu einem Imbiss vom Grill, zubereitet und serviert von Vereinsmitgliedern. Hier besonders hervorzuheben: Die hervorragenden klassischen (in Senfsoße marinierten!) Rostbrätel vom Fleischer in Dorfilm. Hierbei bot sich auch Gelegenheit, die Besucher aus der anderen Gruppe zu begrüßen und sich auszutauschen.
Der Gang durch die Ausstellung im “Wysburghaus“ bot wiederum hochinteressante Informationen, Insiderwissen und sogar bisher so noch nicht gesehene Exponate, wie die zum Einschlagen in die Kugeln der Morgenstern genannten Schlagwaffen bestimmten eisernen Dorne. Für Erstaunen sorgte auch die Information, dass auf der Wysburg in großer Zahl Siebenschläfer (lat. glis glis) offenbar in speziellen Tongefäßen als Nahrungsquelle gehalten wurden. Geradezu als spektakulär wurde dagegen die – leider nur verbale – Beschreibung des Fundes eines separat bestatteten Hundeschädels empfunden. Dem Tier, es handelte sich um einen Wolf-Hund-Hybriden, waren zu Lebzeiten die Fangzähne brachial ausgebrochen worden. Das Tier muss diese grausame Behandlung einige Zeit überlebt haben, wurde aber schließlich durch einen Axthieb von seinen Qualen erlöst. Den Schädel hatte man dann, getrennt vom Körperskelett, das bislang nicht aufgefunden wurde, in einer Art Steinkiste aus Schieferplatten im Burgareal bestattet.
Nach den Besichtigungen trafen sich alle Besucher und Gäste wieder, diesmal an dem Nachbau eines mittelalterlichen Hebelwurfgeschützes, der Blide, aufgestellt an der Zufahrt zum Wysburg-Parkplatz. Diese Maschine, vom Burgverein als in Funktionsmodell, nicht aber als historisch getreue Nachbildung konzipiert, ist aus modernen Materialien, wie z. B. Walzprofilen aus Stahl, erbaut. Mit einem Gegengewicht von 800 kg, hier aus Eisenbarren bestehend, wirft die Maschine eine 10 kg schwere Betonkugel über eine Distanz von ca. 200 m. Die Vorbereitung der Blide zum Schuss übernahm wieder Hubert Rossbach, erstaunlicherweise ganz allein, nur beim Spanne assistiert von einem zugkräftigen Gast. Zwei Würfe waren zu erleben, und obwohl es sich bei der Wysburg-Blide „nur“ um ein vergleichsweise kleines Geschütz handelt, waren alle Zuschauer sichtlich beeindruckt von der erreichten Wurfweite und der Wucht des vorschnellenden Wurfarmes. Nachdem die Maschine wieder zum Stillstand gekommen war, konnten die Zuschauer den vom Blidenmeister Rossbach vorgegebenen Sicherheitsabstand wieder verlassen, damit war aber auch das Ende der gelungenen Veranstaltung eingeläutet. Die Gäste verabschiedeten sich einer nach dem anderen (bzw. Eine nach der Anderen), aber nicht, ohne den Erlebnisreichen Tag zu loben und den Organisatoren zu danken