Stein Gut e.V. (Sachsen)
Wiederherstellung der Raumstruktur des 17. Jahrhunderts
Der Verein Stein Gut e.V. saniert die kleinste Burg Sachsens
Bernd Wippert, langjähriger Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen, hatte die Stiftung angesprochen und um Hilfe für ein ehrgeiziges Projekt in Burkhardswalde im Landkreis Meißen gebeten. Die Unterlagen, die die Stiftung vom dortigen Verein „Stein Gut e. V.“ erhielten, waren beeindruckend. Für die Sanierung der „kleinsten Burg Sachsens“, einbezogen in einen historischen Dreiseithof, gab es klare umfängliche Aufmaße, Kostenermittlungen sowie Sanierungs- und Nutzungskonzepte.
Eine kleine Gruppe mit einigem Fachverstand hat sich hier mit der Rettung des Objektes durch Sanierung und Nutzung als Kulturhaus eine verdienstvolle Aufgabe gestellt, an der sie bereits seit einigen Jahren arbeitet.
Nach der Sanierung des Dachs und dem Abbruch störender Nebengebäude soll nun die Wiederherstellung der Raumstruktur des 17. Jahrhunderts angegangen werden. Auch hier wird die Stiftung der DBV mit einem Betrag von 5000 € einer wesentlich größeren Investition von über 100.000 € einen Anschub verleihen.
Markus Flade wirft ein paar Scheite in den Ofen und stellt Kaffee auf den Tisch. Die Plätzchen haben seine Kinder gebacken. Es ist ein trüber, verregneter Tag im November, an dem wir uns im Steingut treffen. Es ist nicht weit von der Autobahn, die man kurz vor Dresden verlässt, und doch taucht man durch ein tiefes, einsames Tal in eine idyllische Landschaft ein, um den kleinen Ort Burkhardswalde zu erreichen. Die übergroße Kirche fällt ins Auge wie auch der nett hergerichtete Dorfkrug. Doch es war der Verfall eines weit älteren Gemäuers, das Markus Flade auffiel, wenn er in das Dorf kam. Ihn bekümmerte das drohende Ende dieses kleinen Dreiseithofes, in dem ein mittelalterlicher Wohnturm steckt.
Die im süddeutschen Raum lebenden Eigentümer hatten die Immobilie wiedererhalten, wie er erzählt, ohne an ihr Interesse zu zeigen. So verordnete schließlich der gelernte Holzbauingenieur seinen Freunden und Bekannten ein gesteigertes Interesse an dem Bau und kam dem bedrohten Denkmal mit handwerklichen Maßnahmen zu Hilfe, ohne dabei den Eigentümer in die Pflicht zu nehmen. Anschaulich kann er das völlige Unverständnis und anfängliche Misstrauen des Eigentümers über das uneigennützige Engagement schildern. Und eine gewisse Erschöpfung scheint durch, wenn er erzählt, wie langwierig die späteren Verhandlungen um die Pacht und schließlich den Kauf der Anlage waren.
Eine deutliche EU-Förderung brachte das Projekt nach vorne, reichte jedoch nicht aus. Mit 5.000 € hat die Stiftung der DBV im Jahr 2014 daher die Sanierungsarbeiten an der historischen Decke des 17. Jahrhunderts unterstützt. Dies veranlasste auch die örtliche Sparkasse zu einer gleich hohen Spende.
Wie sich zeigt, wurde durch die Gruppe Enormes geleistet. Selten wird es einem Verein mit ganzen 18 Mitgliedern in derart kurzem Zeitraum gelungen sein, eine solche Anlage komplett freizulegen, sämtliche Dächer und Dachwerke zu sanieren, die Fenster und Fußböden denkmalgerecht zu erneuern und zu ergänzen, alle Räume des mittelalterlichen Wohnturms mit Lehmputz und Anstrichen zu versehen, das Wasser wieder anzuschließen und Öfen zu setzen.
Doch damit nicht genug, wurde hier nebenbei noch ein ganzes Kulturprogramm entwickelt, mit einer Freilichtbühne, Konzerten und jeder Menge Führungen.
Der Burgherr freut sich über den Enthusiasmus, den gerade die Kinder entwickeln, wenn sie durch das Haus geführt werden und es scheint ihn darüber hinweg zu trösten, dass seine eigene häusliche Baustelle nun über Jahre eklatant in den Hintergrund treten musste. Er ist froh, dass jetzt die Räume im Wohnturm soweit fertig sind, dass sie benutzt werden können. Die Möglichkeit, sie an Vereinsmitglieder oder Dorfbewohner für kleine Feiern zu vermieten wird, soll zumindest bei den laufenden Grundstückskosten entlasten.
Wir umrunden die Anlage bei dauerhaftem Nieselregen und stehen vor einem wuchtigen Giebel. Kürzlich hat er mit einem Freund über ein Wochenende "eben mal" das Giebeldreieck in Fachwerk neuaufgerichtet, da das alte abzustürzen drohte. Jetzt steht ein aufdringlich hässlicher Wohnblock auf dem Gelände zum Verkauf. Sollte man die Gelegenheit nutzen, um das Umfeld dem besonderen Wert angemessen weiterzuentwickeln? Aber mit welchen Mitteln? Die weiteren Flügel der Hofanlage unter den sanierten Dächern harren des Ausbaus. Es gibt ein gutes touristisches Konzept in der Region, für das der Ausbau von Gästezimmern lohnt. Aber zunächst steht eigentlich noch die Fugensanierung der Außenhaut an.
Der Vorsitzende Markus Flade und der Architekt des Vereins Gerhard Hess waren beeindruckt von dem umfangreichen Programm der Kleinen Burgenfahrt in Schleswig-Holstein und dankten anlässlich der Scheckübergabe, ebenfalls am „Abend der Burgenvereinigung“ in Plön, nicht nur für die finanzielle Hilfe. "Die Unterstützung unseres Vorhabens durch die Stiftung der DBV ist auch auf der immateriellen Ebene nicht hoch genug zu schätzen,“ betonte Herr Flade.
Die Stiftung möchte der Bitte des Vereins sehr gerne nachkommen, am Eingangstor des Steinguts eine Plakette mit dem Aufdruck "Gefördert durch die Deutsche Burgenvereinigung“ anzubringen. Die weiteren Schritte in Burkhardswalde wird auch die sächsische Landesgruppe mit Interesse begleiten und sich zugleich freuen, wenn ihrem „Patenkind“ noch weitere Spenden zu gute kommen.