Rückblick Exkursion Festung Königstein 30.09.2023
10 Uhr trafen sich 22 Mitglieder der LG und 10 Gäste an den Fahrstühlen zur Festung Königstein. Unser Vorsitzender, Herr Knorr, begrüßte alle Teilnehmer und übergab das Wort an Dr. Markus Bitterlich, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator der Festung, der uns durch Teile der Festung führte.
Der Königstein hat seinen Namen von den böhmischen Königen, die den Sandsteinfelsen über der Elbe im 13. Jahrhundert in Besitz nahmen und die erste Burg erbauten. 1241 unterzeichnete König Wenzel I. „auf dem Stein des Königs“ einen Grenzvertrag mit dem Bistum Meißen. 1406 nahm Markgraf Wilhelm I. von Meißen die Burg ein und unter Kurfürst Christian I. begann 1589 der Ausbau zur Festung.
Auf dem Weg zum ersten Festungstor zeigte uns Dr. Bitterlich an der Südwestseite Spuren von Stufen im steilen Felsen. Ein mittelalterlicher Zugang soll hier gewesen sein und lag bedeutend höher als der jetzige.
Durch mehrere Tore des Zugangsweges gelangten wir über eine Zugbrücke ins Torhaus, in dessen steilem Gang eine Fallpalisade, Schießscharten und Nischen für Balken zur Absperrung vorhanden sind. Nun erreichten wir das Plateau der Festung, das ca. 250m über der Elbe liegt.
Die Erweiterung und Veränderung der Festungsbauten zog sich über mehrere Jahrhunderte hin.
Unser erster Blick fiel auf das langgestreckte Gebäude der ehemaligen Alten Kaserne, das ebenfalls Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde und damit eine der ältesten Kasernen ist. Hier waren im
16./17. Jahrhundert zu Friedenszeiten 30 Soldaten mit ihren Familien untergebracht. Weitere Unterkünfte gab es für Offiziere, Büchsenmeister, Handwerker und weitere 20 Soldaten, die in Kriegszeiten auf 70 Mann erhöht wurden. Im 18. Jahrhundert wurde die Garnison weiter verstärkt, die Alte Kaserne dafür aufgestockt und weitere Kasernen errichtet.
Wir gingen nun zur Magdalenenburg, einem Anfang des 17. Jahrhunderts als Renaissanceschloss errichteten Gebäude. Es diente den sächsischen Kurfürsten als Hotel für den Hofstaat und für Feste, die anlässlich von Jagden hier abgehalten wurden. Im Keller stand als Attraktion ein Riesenfass, das ca. 250 000 l Wein fassen konnte. Später wurde die Magdalenenburg als Provianthaus genutzt und ist heute Teil des Museums.
Als nächstes besuchten wir das Brunnenhaus. Der von 1563-69 von Bergleuten gegrabene Brunnen ist 152,5m tief und Wasser fällt 16s bis es den Grund erreicht, was uns demonstriert wurde.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das barocke Haus über dem Brunnen errichtet.
Nun stiegen wir in die Keller des Torhauses hinab. Wir durchschritten viele Gewölbe, die zum Teil in und an den Felsen gebaut waren. An den Wänden waren Steinhauerzeichen zu sehen. Die Keller dienten als Lagerräume, Wein- und Bierkeller, zum Teil auch als Wachstuben für Soldaten. Ein Raum befand sich direkt über dem Weg durchs Torhaus. Hier gab es Luken für Steinwürfe und Pech, um Eindringlinge von oben zu bekämpfen. Schließlich konnten wir noch die Abortanlage sehen, die für die darüber gelegenen Wohn- und Gästeräume angelegt wurde. Wir verließen die beeindruckenden Keller und gingen zur Georgenburg.
Die Georgenburg geht auf das älteste Gebäude der Burg zurück, einem quadratischen steinernen Bau, den die böhmischen Könige im 13. Jahrhundert errichten ließen. Unter Kaiser Karl IV. wird der Bau erweitert. Seinen Namen bekommt die Burg durch Kurfürst Johann Georg I., der Anfang des 17. Jahrhunderts weitere Umbauten vornimmt. Es entsteht auf der Hofseite eine offene, dreigeschossige Renaissanceloggia, die die Bedeutung der Georgenburg als Residenz der Kurfürsten betont.
Unser Rundgang endete an der schlichten Garnisonskirche, deren Grundmauern auf das 13. Jahrhundert zurück gehen und sie somit zum ältesten Teil der Festung gehört. Bei Renovierungsarbeiten wurden im Altarraum Wandmalereien und an der Außenwand der Kirche ein romanisches Tymphanon aus der Entstehungszeit freigelegt. Die Kirche diente im 16. Jahrhundert kurze Zeit als Klosterkirche der Cölestiner Mönche, die hier nur 8 Jahre ein Kloster betrieben.
Zur Zeit der Besatzung mit Soldaten war die Kirche Garnisonskirche, daher der Name.
Das Inventar der Kirche ging leider verloren, das Altarbild wurde in Sorau wiedergefunden.
12 Uhr begaben wir uns in einen Raum der Hornkasematten, um unsere Landesgruppenversammlung abzuhalten.
Nach der Versammlung hielt Dr. Bitterlich einen Vortrag zum Thema „Spuren des Mittelalters auf dem Königstein“. Bevor er begann, richtete er die Grüße Dr. Thiemes, des Geschäftsführers der Festung Königstein, an uns aus und unterzeichnete in seinem Namen das Aufnahmeformular für die Mitgliedschaft der Festung in der DBV. Wir freuen uns, ein Mitglied gewonnen zu haben.
Dr. Bitterlich führte uns einen kurzen Film vor, der die Bebauung des Königsteins vom ersten Steinhaus bis zur heutigen Gestaltung zeigte. In seinem Vortrag widmete er sich den ältesten Teilen der Festung, der Georgenburg und der Garnisonskirche, die wir unter seiner Führung sehen konnten. Besonders interessant war seine Deutung der Wandmalereien in der Garnisonskirche.
Vermutlich ist dort die Legende des Heiligen Ägidius dargestellt, des Patrons der Herrscher, die im Mittelalter sehr beliebt war.
13:30 Uhr endete der Vortrag und unser Vorsitzender bedankte sich bei Dr. Bitterlich für den interessanten Vortrag und die gute Führung durch Teile der Festung.
Die Teilnehmer entließ Herr Knorr in die Mittagspause und wies auf die individuelle Anreise nach Wehlen hin.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt setzten wir mit der Fähre über die Elbe und trafen uns 15:15 Uhr an der Burgruine Wehlen. Dort empfingen uns Herr Petersen und Herr Gottlöber, Mitglieder der Interessengemeinschaft Burgfreunde Wehlen, die uns zur Besichtigung führten.
Die vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts von Böhmen gegründete Burg liegt auf einem länglichen Felsen oberhalb des Städtchens Wehlen, das erst im 14. Jahrhundert im Schutz der Burg entstand. Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt Markgraf Heinrich der Erlauchte die Burg vermutlich als Heiratsgut der böhmischen Prinzessin Agnes. Die Burg bestand aus einer Kernburg mit Wohnturm und Kapelle und einer Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden, Stallungen und dem Brunnen.
Vorburg und Kernburg waren mit einer Zugbrücke verbunden. Die Besitzer der Burg wechselten bis
die Wettiner wieder die Herren waren. Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg aufgegeben, das Baumaterial später vom Kurfürsten August verschenkt.
1882 kaufte der Gebirgsverein Sächsisch-Böhmische Schweiz die Ruine, begann mit der Freilegung der Kellergewölbe und errichtete einen Aussichtsturm an der Stelle des Wohnturms. Das Burggelände wurde zum Park umgestaltet. Ab ca. 1900 befasste sich der Wehlener Geschichts- und Heimatverein mit der Ruine. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs wurden Ausgrabungen durchgeführt. Nach dem Krieg verfällt die Anlage und wird von der Natur erobert.
2017 gründet sich die Interessengemeinschaft Burgfreunde und in zwei Jahren und vielen Arbeitseinsätzen wurde die Ruine vom Bewuchs befreit. Ab 2019 wurde durch Bauarbeiten der Turmstumpf freigelegt, der Burgkeller geräumt, Treppenaufgänge erneuert. In den Folgejahren wurde der Eingang zur Schlosskapelle freigelegt, Rundgewölbe und Kreuzgewölbe repariert.
Für die Sanierung der Burg bekam die Stadt Wehlen in diesem Jahr 364 000 € Fördermittel vom Freistaat Sachsen.
Wir wurden auf der Burgruine herumgeführt, sahen alle freigelegten Mauerreste und stiegen in die beeindruckenden Kellergewölbe hinab. Man kann nur den Hut ziehen, was die freiwilligen Helfer hier geleistet haben. Wir sahen auch das Modell der Burg, das die Interessengemeinschaft anfertigen ließ. Die Bastion „Trommel“ an der Nordseite der Ruine ist noch erhalten aber leer stehend und muss restauriert werden. Wir genossen noch den wunderbaren Blick über Wehlen und die Elbe.
Unser Vorsitzender bedankte sich bei den beiden Herren der Burgfreunde und übergab eine Spende von 100 € an die Interessengemeinschaft, der man nur viel Erfolg und Durchhaltevermögen wünschen kann.
Der interessante und schöne Tag klang bei Kaffee, Kuchen und Bier im „Marktstübchen“ von Wehlen aus, bevor wir uns voneinander verabschiedeten und jeder die Heimfahrt antrat.
Gudrun Herzog
Mein Dank geht an Dr. Markus Bitterlich für seine wertvollen Hinweise.