Rückblick 13.11.2021 burgenkundliches Kolloquium

Kolloquium am 13. November 2021

Trotz Corona und dichten Nebels führte die LG Thüringen am 13. November 2021 im nordthüringischen Heringen nahe Nordhausen ihr burgenkundliches Kolloquium durch. Heringens Bürgermeister Maik Schröter begrüßte zunächst die ca. 45 Teilnehmer der Tagung, die sich im restaurierten Prunksaal des Schlosses Heringen zusammengefunden hatten. Mit einem umfangreichen Vortrag zur Burg- und Schlossgeschichte des Heringer Schlosses eröffnete sodann Dr. Klaus Moser von der IG Schloss Heringen die Tagung.

Dr. Achim Zeune, Bau- und Burgenforscher und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der DBV referierte zur Hutsburg und zeigte mit dramatischen Worten auf, dass diese Burganlage aufgrund fehlender Sanierung bei fortlaufender Untätigkeit zum Untergang verurteilt ist. Bezüglich der Kemenate zu Schwallungen berichtete er über neue Erkenntnisse, die die Erbauung eines frühmittelalterlichen Turmes im 11. oder frühen 12. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Baues als sehr wahrscheinlich erscheinen lassen. Dr. Zeune konnte wertvolle Befunde vorstellen, welche die in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts überlieferte, steinerne Anlage eines fränkischen Edlen namens Sigfried von Schwallungen  mit der heute bekannten Kemenate in Verbindung bringen.

Dr. Christian Tannhäuser, Archäologe des TLDA in Weimar, der zur Wysburg und zur Saalburg promovierte, fasste die Ergebnisse der Grabungen auf der Wysburg zusammen, wobei er besonders detailliert auf die archäologisch nachgewiesene Zerstörung der Burg mittels einer oder mehrere Bliden einging. Zahlreiche Blidensteine hatten bei den Grabungen archäologisch stratifiziert dokumentiert werden können.

Peter Steinhardt vom Verein Burg Straußberg stellte das Projekt "Mittelalterliche Baustofftopographie des Südharzes" speziell anhand von Baustoff-Proben der Burg Straußberg vor, angereichert mit Erfahrungen und Erkenntnissen aus seiner 30-jährigen Tätigkeit für die Untere Denkmalschutzbehörde. Sein Fazit: Zement ist nicht gleich Zement, Gips nicht gleich Gips. In Zukunft wird man neben der historischen Baustoffkunde und dem weitestgehenden Einsatz historischer Baustoffe auch dem Einfluss extremer Temperaturunterschiede auf die verschiedenen Bauteile eines historischen Bauwerks verstärkte Aufmerksamkeit widmen müssen. Interessant war das Rezept für einen Gipsmörtel des 17. Jahrhunderts, der als Zuschlag Leinölfirnis enthält. Darauf aufbauend stellte Dr. Klaus Moser Chancen und Risiken beim Einsatz von Gipsmörtel vor, welcher über unterschiedliche Eigenschaften verfügen kann. So eignet sich Gips als Mauermörtel, Außenputz, Werksteinherstellung (Treppenstufen, Gewändesteine), Bindemittel für Estriche und als Stuck. Allerdings muss man bei der Verwendung von Gips, ähnlich, wie bei Zementen, immer mit Schwierigkeiten oder gar immensen Schäden rechnen, da alte Baustoffe nicht mit den heutigen industriellen Baustoffen identisch sind oder verglichen werden können. So wirkte sich die vor einigen Jahren ausgeführte Neu-Verputzung des Schlosses Heringen mit Gipsmörtel fatal aus und führte zu eklatanten Schäden (Starke Abplattungen im Sockelbereich, Blasen durch Feuchtigkeit des Untergrundes, Blasen im Unterputz usw., massive Ablöseerscheinungen, zu starker Putzauftrag, Rissschäden bis 0,5mm usw.). Erste Putzschäden traten bereits ein Jahr nach Abschluss der Verputzarbeiten auf! Gegebenenfalls sollte man auf eine Verputzung möglicherweise verzichten, da wir wichtige überlieferte Fertigungstechniken oder Prozesse nicht mehr beherrschen bzw. verstehen oder auch nur kennen. Trotz größtmöglicher Anstrengung der Bauherren, bei der Sanierung alles richtig zu machen und das geeignetste Material einzusetzen, ist die Verputzung des Heringer Schlosses im Endeffekt als fehlgeschlagene Sanierung zu betrachten. Des Weiteren müssen künftig komplizierte Durchfeuchtungsprozesse beachtet werden. Daraus ergeben sich riesige Probleme bei der Denkmalsanierung. Härteten manche Mörtel früher noch 25 Jahre lang aus, so härten heutige Zemente binnen kürzester Zeit. Putz ist dann kein Schutz. Falsche Mörtel können so zu massiver Zerstörung von Denkmalsubstanz führen. 

Der Historiker und Artillerist Manfred Linck referierte über Riesengeschütze und Steinmunition des Spätmittelalters und beschrieb anhand schriftlicher Quellen und überlieferter Büchsensteine (11 Exemplare, Kalkstein, Durchmesser 47 cm, Gewicht ca. 140 Kg) die von ihm unternommene zeichnerische Rekonstruktion des “Erfurter Wirth“ von 1447, einer Steinbüchse, die 1451 bei der Belagerung der Wachsenburg neben 4 anderen kleineren Steinbüchsen zum Einsatz kam. Zu Zeiten, als man in Mitteleuropa noch nicht in der Lage war, Schießpulver in größeren Mengen selbst herzustellen, kostete der Schuss mit einer schweren Steinbüchse so viel wie ein gezäumtes und gesatteltes Ritterpferd. Auch die Anschaffung von Steinbüchsen war mit extrem hohen Kosten verbunden. Anhand unterschiedlicher Büchsensteine ordnete Manfred Linck den Einsatz der schweren Waffen historischen Ereignissen zu. Ein Beispiel war die Nennung von drei Erfurter Steinbüchsen von 1377 für die Belagerung der Burg Brandenfels 1382, wo die Steinbüchsen große Löcher in die Anlagen der Burg schossen. In dem Mühlhäuser Geschütz "Galea" soll nach der Überlieferung sogar ein Kind Platz gefunden haben, was Manfred Linck bestätigen konnte. Diese Büchsen konnten schon ca. 300 m weit schießen, wobei ihre Steinkugeln im Gipfelpunkt sogar waagerecht auf eine Burgmauer auftrafen, wie im Falle von Burg Tannenberg 1399. Die Zerstörungskraft resultierte daneben auch aus der Masse der Büchsensteine, welche bei der Großen Frankfurter Büchse bei ca. 500 kg lag (Durchmesser 68 cm, Basalt). Der Erfurter Wirt brachte es auf ein Gewicht von sage und schreibe ca. 155 Erfurter Zentnern (ca. 5500 kg), brauchte 26 Vorspann-Pferde und kostete 1595 Gulden. Krieg ist teuer!

Den Abschluss des spannenden Kolloquiums gestaltete Bernd Könnig mit einem Vortrag zur Geschichte der Zitadelle Petersberg in Erfurt. Erfurt begann schon relativ frühzeitig mit dem Bau einer Stadtmauer (1. Mauer im 12. Jh., 2. Mauerring 14. Jh.). Die Zitadelle selbst war entgegen gängiger Meinung nicht gegen die Stadt gerichtet, sondern im 17. Jh. gegen Kursachsen und die Protestanten, denn Erfurt war damals katholisch und mainzisch. Die 1. Bauphase begann kurz nach der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine 2. Bauphase reichte von 1707 bis 1735. Ab 1806 bis 1813 war Napoleon mehrfach in Erfurt, bei seinem Abzug gab er der französischen Besatzung der Zitadelle die Order, den Kampf um die Festung bis zum letzten Mann zu führen. 1813 erfolgte der Beschuss des Petersberges, einhergehend mit zahlreichen Beschädigungen der Wohnbebauung. Die Franzosen sind indes noch bis 1814 in Erfurt, welches 1815 zu Preußen kommt, als südlichste Festung 1. Ranges der Preußen gegen Hessen und Bayern. Später werden Verteidigungsanlagen "weiter nach vorn" verlegt. Die Entfestigung erfolgte schließlich im Jahr 1873.

Auf der anschließenden Mitgliederversammlung der LG Thüringen zog Michael Kirchschlager ein kurzes Resümee der Jahre 2020 und 2021, die leider von Corona geprägt waren. Dennoch konnte das Kolloquium, ebenso eine Exkursion, erfolgreich durchgeführt werden. Eine Publikation der gehörten Beiträge gemeinsam mit Vereinsnachrichten, Buchbesprechungen, Empfehlungen usw., soll in Form eines populärwissenschaftlichen Journals in Kürze erfolgen.

Michael Kirchschlager u. Volker Gölitz

***

Besuch auf der Wysburg am 14.08.2021

Für den späten Vormittag des 14. August 2021 hatte der Burgverein “Weisbach e. V.“ Freunde und ausgewählte Gäste zum Treffen auf die Wysburg, die historische Hohenwaldsburg bei Weisbach im Thüringer Schiefergebirge, zum Treffen und Beisammensein geladen. Mit dabei waren bei perfektem Sommerwetter auch Mitglieder des Vorstandes unserer Landesgruppe Thüringen und vom “Förderverein Schloss Nimritz e. V.“.

Die Hausherren hatten die Gäste in zwei Gruppen eingeteilt, deren eine zunächst die Ausstellung zur Burg im kleinen Museum im ehemaligen Gasthof von Weisbach besichtigte, währenddessen die andere Gruppe von Hubert Rossbach, dem langjährigen Ausgräber und vermutlich profundesten Kenner der Ruine, über das Gelände geführt wurde. Und wer nun meinte, die Burg von früheren Besuchen oder aus Presseveröffentlichungen, wie etwa dem Beitrag von Christian Tannhäuser in „Burgen und Schlösser“ aus dem Jahr 2017, zu kennen - der wurde erfreulicherweise schnell eines Besseren belehrt. In seinem in humorigem Plauderton dargebotenen Vortrag ließ Hubert Rossbach die allerersten Anfänge der Wysburg-Erforschung wiederaufleben und schilderte anschaulich den Zustand des Burgberges vor Beginn der Grabungen sowie die ersten Aktionen mit dem Glücksfund der ersten Blidensteine vor der Westmauer der Kernburg. Die Impressionen vom Inneren der Tankzisterne dürften wohl so manchen Zuhörer in Staunen versetzt habe, genauso wie die Beschreibung Auffindesituation so manchen Fundes – man denke nur an die im Mauerwerk des Bergfrieds verborgenen handgeschmiedeten Schlüssel oder die aufgefundenen Überreste von Ratten oder als Nahrungslieferanten gehaltenen Siebenschläfern.

Nach diesem sehr interessanten ersten Teil wechselten die beiden Gruppen zum jeweils anderen „Erlebnisbereich“. Zuvor jedoch war Gelegenheit zu einem Imbiss vom Grill, zubereitet und serviert von Vereinsmitgliedern. Hier besonders hervorzuheben: Die hervorragenden klassischen (in Senfsoße marinierten!) Rostbrätel vom Fleischer in Dorfilm. Hierbei bot sich auch Gelegenheit, die Besucher aus der anderen Gruppe zu begrüßen und sich auszutauschen.

Der Gang durch die Ausstellung im “Wysburghaus“ bot wiederum hochinteressante Informationen, Insiderwissen und sogar bisher so noch nicht gesehene Exponate, wie die zum Einschlagen in die Kugeln der Morgenstern genannten Schlagwaffen bestimmten eisernen Dorne. Für Erstaunen sorgte auch die Information, dass auf der Wysburg in großer Zahl Siebenschläfer (lat. glis glis) offenbar in speziellen Tongefäßen als Nahrungsquelle gehalten wurden. Geradezu als spektakulär wurde dagegen die – leider nur verbale – Beschreibung des Fundes eines separat bestatteten Hundeschädels empfunden. Dem Tier, es handelte sich um einen Wolf-Hund-Hybriden, waren zu Lebzeiten die Fangzähne brachial ausgebrochen worden. Das Tier muss diese grausame Behandlung einige Zeit überlebt haben, wurde aber schließlich durch einen Axthieb von seinen Qualen erlöst. Den Schädel hatte man dann, getrennt vom Körperskelett, das bislang nicht aufgefunden wurde, in einer Art Steinkiste aus Schieferplatten im Burgareal bestattet.

Nach den Besichtigungen trafen sich alle Besucher und Gäste wieder, diesmal an dem Nachbau eines mittelalterlichen Hebelwurfgeschützes, der Blide, aufgestellt an der Zufahrt zum Wysburg-Parkplatz. Diese Maschine, vom Burgverein als in Funktionsmodell, nicht aber als historisch getreue Nachbildung konzipiert, ist aus modernen Materialien, wie z. B. Walzprofilen aus Stahl, erbaut. Mit einem Gegengewicht von 800 kg, hier aus Eisenbarren bestehend, wirft die Maschine eine 10 kg schwere Betonkugel über eine Distanz von ca. 200 m. Die Vorbereitung der Blide zum Schuss übernahm wieder Hubert Rossbach, erstaunlicherweise ganz allein, nur beim Spanne assistiert von einem zugkräftigen Gast. Zwei Würfe waren zu erleben, und obwohl es sich bei der Wysburg-Blide „nur“ um ein vergleichsweise kleines Geschütz handelt, waren alle Zuschauer sichtlich beeindruckt von der erreichten Wurfweite und der Wucht des vorschnellenden Wurfarmes. Nachdem die Maschine wieder zum Stillstand gekommen war, konnten die Zuschauer den vom Blidenmeister Rossbach vorgegebenen Sicherheitsabstand wieder verlassen, damit war aber auch das Ende der gelungenen Veranstaltung eingeläutet. Die Gäste verabschiedeten sich einer nach dem anderen (bzw. Eine nach der Anderen), aber nicht, ohne den Erlebnisreichen Tag zu loben und den Organisatoren zu danken.

 

Am 22. Februar 2020 wurde nach einem kurzen Stadtrundgang auf der Runneburg in Weißensee der neue Vorstand der Landesgruppe Thüringen gewählt.

Das herrliche Sonnabendwetter wurde im Vorfeld der Mitgliederversammlung für einen kurzen Rundgang durch den Stadtkern genutzt, um neben der Runneburg auch die Stadtkirche St. Peter und Paul zu besichtigen.
Die Runneburg mit ihren romanischen Bauwerksteilen sowie der prächtigen Innenausstattung zählt zu den besterhaltenen romanischen Burgen Deutschlands. Höhepunkte der mittelalterlichen Baukunst sind der Palas und der dazugehörige fünfgeschossige Palas-Turm. Beide Bauten wurden gemeinsam konzipiert und im ausgehenden 12. Jh. fertiggestellt. Im Palas finden sich bemerkenswerte Zeugnisse mittelalterlicher Steinmetzkunst, darunter eine sogenannten Astsäule mit einem Kapitell, das detailreiche Weinranken zeigt. Seit 1996 ist die Burg von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten aufwendig gesichert und saniert worden.
Weißensee. Die Ronneburg mit Palas und saniertem Palasturm von Süden (Foto: Franz Nagel, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten)
Die Stadtkirche St. Peter und Paul, die in den letzten Jahren aufwendig restauriert wurde, wurde im frühen 13. Jh. fertiggestellt. Im Innern befinden sich Emporen, die sich über 2 Etagen erstrecken. Die mehr als 100 Brüstungsfelder sind mit szenischen Darstellungen bemalt. Die ebenmäßig aufgeteilte Kassettendecke entstand wohl ebenfalls in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts und war ebenfalls reich ornamental bemalt.
Am zwischen Burg und Kirche liegenden historischen romanischen Rathaus, in dem heute noch Bier ausgeschenkt wird, welches nach dem Weißenseer Reinheitsgebot von 1434 gebraut wurde, wurde ebenfalls Station gemacht. Das Rathaus zählt zu den ältesten Deutschlands. 1351 wurde es erstmals erwähnt, steht aber schon wesentlich länger, denn der Rest eines um 1200 erbauten repräsentativen romanischen Steinhauses ist heute noch zwischen den Bauten des 15. und 16. Jh. zu sehen.
Teilnehmer und Gäste der Landesgruppenversammlung vor dem Portal des 1890 in der Burg erbauten früheren Landratsamtes
Landesgruppenversammlung
Die von Thomas Leibrecht, Mitglied des Präsidiums, eröffnete und von Gerhard Wagner, Geschäftsführer der DBV, geleitete nachmittägliche Wahlversammlung fand in Anwesenheit der Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten im Saal der Bildungs- und Begegnungsstätte 3B-Weißensee, dem alten preußischen Landratsamt, auf dem Burggelände statt. Dabei wurde der Historiker Michael Kirchschlager, der mittlerweile über 30 Jahre zu Thüringer Burgen forscht und publiziert, zum Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wird der Archäologe Thomas Stolle, bereits vor 30 Jahren Gründungsvater der Thüringer Landesgruppe und vielen Burgenfreunden bekannt als Retter der Runneburg. Weitere Vorstandsmitglieder sind Marie Linz M.A., Museumsleiterin und „Burgherrin“ auf der Wasserburg Kapellendorf, die sich in den letzten Jahren durch hervorragende Ausstellungen einen Namen gemacht hat, Dipl.-Ing. Matthias Brautzsch, der sich gemeinsam mit seiner Frau Ines in Nimritz bei Oppurg im Saale-Orla-Kreis um die kulturelle Nutzung und Erhaltung des wunderbaren dortigen Schlosses bemüht, sowie das langjährige Vereinsmitglied Volker Gölitz, der mit seiner Erfahrung als Bauingenieur und mit seinem Organisationstalent den Landesgruppenvorstand verstärkt.
Vier Fünftel des neuen Vorstand (v.l.n.r.): Thomas Stolle, Michael Kirchschlager, Matthias Brautzsch und Volker Gölitz
Wie der neue Vorsitzende in seinem Grußwort sagte, wird sich der neugewählte LG-Vorstand weiterhin für die Burgen- und Schlösserlandschaft Thüringens einsetzen und das Vereinsleben aufrecht erhalten; so sei es eines der Ziele, im Herbst die Jubiläumsfeier zu 30 Jahren LG Thüringen und eine damit verbundene Exkursion zu organisieren. Er betonte, dass der Vorstand dabei gern auf die Hilfe der Mitglieder zurückgreifen werde, die aufgefordert seien, Ideen, Anregungen, Wünsche etc. dem Vorstand mitzuteilen.
Michael Kirchschlager
-----
Aktuell:
Kulturstiftung Mitteldeutschland Schlösser und Gärten
Die mitteldeutschen Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt haben bekanntlich eine beindruckende Zahl von Baudenkmalen, von denen sich viele im Besitz des jeweiligen Landes bzw. entsprechender Landesstiftungen befinden. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten besitzt 31 Liegenschaften, die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt 18 Anlagen. Es ist klar, dass der Unterhalt dieser Baudenkmale sehr viel Geld kostet.
Im November 2018 wurde vom Bundesfinanzausschuss ein Betrag von 200 Mio. Euro für die Sanierung und Aufbereitung von Baudenkmalen in Thüringen und Sachsen-Anhalt genehmigt, allerdings unter der Voraussetzung, dass die beiden Länder ihrerseits jeweils 100 Mio. dazugeben. Diese insgesamt 400 Mio. Euro sollen aber nicht zur Hälfte den beiden existierenden Landesstiftungen zukommen, sondern dafür soll nach dem Willen des Bundes eine „Kulturstiftung Mitteldeutschland Schlösser und Gärten“ neu gegründet werden, in die die Baudenkmale, die sich jeweils im Eigentum der beiden Landesstiftungen befinden, übergehen sollen.
Sachsen-Anhalt hat sich bereits entschieden, seine Landesstiftung in ihrer Gesamtheit in die neue Stiftung einfließen zu lassen. In Thüringen scheint es unterschiedliche Meinungen zu dem Vorhaben zu geben. Vielen Thüringern ist das Geld für ihre Baudenkmale wichtig, das an die Gründung der neuen Stiftung gebunden ist; viele allerdings lehnen das Ganze ab, weil sie befürchten, dass Thüringen damit einem fundamentalen Verlust seiner Kulturidentität und seiner Selbstbestimmung zustimmen würde.
Die Entscheidung im Thüringer Landtag soll im Sommer fallen. Auf der Petitionsplattform des Landtags wurde am 8. Juni 2020 unter dem Titel „Für den Erhalt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Sitz in Rudolstadt“ eine Petition zur Gründung dieser „Kulturstiftung Mitteldeutschland Schlösser und Gärten“ eingereicht. Über Inhalt, Ziele und Begründung der Petition kann man sich auf der Seite https://petitionen.thueringer-landtag.de/petitions/1847 informieren und ggfs. daran teilnehmen.