Landesgruppe Nord
 
Veranstaltungsrückblick
 

Schlösser und Herrenhäuser auf der Insel Fünen - Dänemark
Exkursion vom 6. – 9. Mai 2010

 

Die Landesgruppe Nord machte im Mai eine Busexkursion auf die in der Mitte von Dänemark gelegene rd. 3.000 Quadratkilometer große Insel Fünen.
Fünen ist reich an Schlössern und Herrenhäusern, und von den mehr als 123 Häusern hatten wir zwölf Bedeutende ausgewählt.
Unter den Gutsbesitzern finden sich zahlreiche deutsche Namen wie Bernstorff, Bülow, Moltke und Rantzau, weil sich die Herrschaftsgeschichte für Schleswig-Holstein und Dänemark im 18. Jh. in weiten Teilen parallel entwickelte.

 

Bei typischem Frühlingswetter mit Sonnentagen und nur vereinzeltem Regen erlebten die 28 Teilnehmer eine großartige Reise mit sehr eindrucksvollen Besichtigungen und Führungen.
Fünen präsentierte sich als hügelige Insel mit viel frischem Grün, schönen Alleen, gut bestellten Feldern, blühendem Raps, großen Waldflächen und Seen, sauberen Ortschaften und wunderbaren Ausblicken auf den Belt. Zum guten Gelingen der Reise hat neben unseren kompetenten und netten Gastgebern in großem Maße unser dänischer Reiseleiter, Herr Jörn Benderfeld, Kopenhagen, beigetragen, der uns mittags in Middelfart auf Fünen begrüßte.

Gyldensteen

Als unser erstes Ziel erreichten wir Gyldensteen. Hier begrüßte uns der Besitzer, Frants Graf Bernstorff-Gyldensteen und berichtete uns engagiert über Geschichte, Bau , Ausstattung und Nutzung des Anwesens. Der vierseitige Backsteinbau, der von einem Wassergraben umgeben ist, wurde 1640 so erneuert, wie er heute noch erhalten ist. Nach mehreren Besitzerwechseln und Umbauten kaufte 1827 Andreas Heinrich Ernst Bernstorff-Gyldensteen das Gut.

Baron Bernstorff-Gyldensteen

Danach fuhren wir nach Harritslevgaard.

Harritslevgard

 Harridslevgard Rittersaal

Breide Rantzau erwarb 1589 das Gut und errichtete mit einem italienischen Baumeister ab 1606 in Backstein ein dreigeschossiges Hauptgebäude mit Treppenturm sowie ein Torhaus. Nach mehreren Besitzerwechseln und Umbauten kaufte 1829 Andreas Heinrich Ernst Bernstorff-Gyldensteen das Gut. Das Herrenhaus wurde 1963 verkauft, die Ländereien verblieben im Besitz der Bernstorffs. Die Gebäude wurden 1963-65 restauriert. Sehenswert im Inneren war insbesondere der Königssaal, der größte in privatem Besitz befindliche Rittersaal Dänemarks.

Weiter ging es nach Odense, der größten Stadt Fünens.

Odense, Rathaus und Dom

Dort bezogen wir in der Stadtmitte unser Hotel und aßen im zugehörigen alten Restaurant “Den Gamle Kro“ zu Abend. Den Abschluss des ersten Tages bildete ein Spaziergang mit Kennenlernen von Schloss, Rathaus, hochgotischem Dom sowie vom Geburtshaus und Denkmal von Christian Andersen, dem weltberühmten Märchen- und Geschichtenerzähler.

Vorbei am Dalum Kloster ging es am zweiten Tag zunächst nach Holstenhuus bei Faaborg, wo uns der Besitzer Baron Berner empfing und uns über Geschichte und Besonderheiten des in der Renaissancezeit entstandenen Schlosses und Parks informierte. Das zweigeschossige Hauptgebäude mit Wassergraben wurde 1910 nach einem Brand wiederaufgebaut und gehört nach den Familien Rantzau, Holsten, Berner-Schilden-Holsten jetzt der Familie Berner.


Bei einem Gang unter Regenschirmen durch den Terrassen-Park erläuterte der Hausherr unter Bezug auf den ursprünglich nach französischem Muster angelegten Gartenplan die seit einigen Jahren durchgeführten und von einer Stiftung geförderten um- fangreichen Restaurierungsmaßnahmen.

Wir sahen z.B neue Feldsteinmauern, einen auf 15 Meter Höhe gekappten Lindenkranz, einen Teich mit Kaskade, eine Grotte und viele andere Details einer eindrucksvollen Gartengestaltung.

Holstenhus

Baron Berner bei seinem Vortrag

Nächstes Ziel war Valdemars Slot, das König Christian IV 1639-1644 am Belt für seinen Sohn Valdemar Christian bauen ließ. Das Schloss ist eine axial-symmetrische Anlage in Backstein, bei der sich Torhäuser und Wirtschaftsgebäude um einen viereckigen, künstlichen See gruppieren. Die Innenausstattung mit Stuckarbeiten, Möbeln etc. war sehr beeindruckend.

Teehaus von Valdemars Slot

Letztes Tagesziel war Schloß Juelsberg. wo uns mit Baron Juel ein besonders freundlicher und fachkundiger älterer Herr empfing und führte.
Juelsberg war ursprünglich königlicher Besitz und gelangte 1771 in Besitz der Familie Juel, die den Neubau des schönen Hauptgebäudes und der Gartenanlage mit einem kleinen Tempel durchführte.
Zahlreiche stilvolle Interieurs des 18. Jh. wurden uns vom Besitzer mit Charme nahe gebracht. Auf der Rückfahrt nach Odense kamen wir an einigen schönen Dorfkirchen aus dem 12. Jh. vorbei.

Juelsberg

Juelsberg

Am dritten Tag besuchten wir zunächst Ulriksholm, das Christian IV 1616 erwarb und zwischen 1636 und 1646 ein Herrenhaus mit zweigeschossigem Haupthaus und zwei Treppentürmen in Backstein erbauen ließ.

1645 erhielt der Besitz den Namen Ulriksholm, als ihn ein unehelicher Sohn, Ulrik Christian Gyldenloewe übernahm, der bei der Verteidigung Kopenhagens gegen die Schweden 28-jährig fiel.
Die Schwedenkriege 1657-60 bedeuteten den Ruin und so wurde das Krongut verkauft und hatte danach viele Besitzer, seit 1952 gehört es einer Aktiengesellschaft.


Weiter ging es zur Festung und zu Schloss Nyborg, wo uns eine dänische Führerin betreute.

Dr. Püttmann und Herr Meyer-Bretschneider

Schloss Nyborg

Nyborg ist mit seiner über 700-jährigen Geschichte eine der ältesten Städte Dänemarks. König Valdemar ließ um 1170 eine erste Burg als Glied einer Befestigungskette zur Überwachung des Großen Belts und zum Schutz vor wendischen Piraten bauen. Aufgrund seiner zentralen Lage im Reich und seines natürlichen Hafens am Fjord war Nyborg von 1200 -1413 Hauptstadt des Reichs, wo auch Dänemarks erste Verfassung entstand. Die Königsfamilie lebte bis zur Verlegung der Residenz 1413 nach Kopenhagen in der Burg. Von der alten Anlage ist nur noch der Westflügel, der sogenannte Königsflügel mit einem zweigeschossigen romanischen Palas erhalten.

Modell Nyborg Slot 1549

Modell Nyborg Slot 1659

Nyborg Slot, Westflügel

Nach verschiedenen Veränderungen und Aufstockungen litt die Burg unter den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Schweden und ist seit 1849 in staatlichem Besitz.

Sehenswert war der 31 Meter lange Rittersaal sowie das mit gemalten Diamantquadern ausgeschmückte Königszimmer.

Die mittelalterlichen Befestigungswerke wurden Mitte des 16. Jh. niedergelegt und durch neue Werke ersetzt.

 

Das imposante Festungstorgebäude von 1666 blieb der einzige Zugang von der Landseite. In der Folgezeit wurde die Festung mehrfach modernisiert, blieb bis 1869 bestehen und wurde 1918 unter Denkmalschutz gestellt.

In Schloss Broholm, einem vierseitigen, von Wassergräben umschlossenen Gebäude, führte uns ein gut informierter Freund des Hausherrn und zeigte uns bei Kerzenbeleuchtung neben der stilvollen Inneneinrichtung im Hauptgebäude mit Treppenturm auch das Museum mit vorgeschichtlichen Steinfunden und den Reitstall.
 
Broholm, steinzeitliche Sammlung
Vor dem Herrenhaus Glorup erwarteten uns bereits Herr Moltke und sein Freund Peter Bro, der auch die gekonnte Führung übernahm.

Glorup, Auffahrt

Glorup, Gartenseite

Das Schloss ist seit 1762 im Besitz der Familie Moltke und wurde im 18. Jh. im Barockstil umgebaut. Die vier niedrigen Flügel unter dem Mansarddach blieben fast unverändert erhalten, das Haupthaus wurde auf der Gartenseite um eine Etage aufgestockt und auf der Frontseite mit einem Uhrtürmchen bekrönt Die Mauern sind in weiß gehalten, Reliefsäulen, Gesimse und Fensterrahmungen teilweise gelb gefasst. Innen sind die zweiläufige Treppe und das weiß-goldene Speisezimmer zu erwähnen, im Park lange Lindenalleen und Teiche.

Am letzten Tag fuhren wir zunächst zu Schloss Egeskov, einem der besterhaltenen Wasserschlösser Dänemarks.

Egeskov

Egeskov ist eine auf Eichenpfählen errichtete wehrhafte Wasserburg mit zwei Langhäusern von Mitte des 16. Jh. mit Ecktürmen, Schießscharten, Pechnasen und Wehrgang.

Henrik Bille kaufte das Schloss 1784, und 1883-1884 erhielt es das heutige architektonische Aussehen. Michael Graf Ahlefeldt-Laurig-Bille bewohnt das Schloss seit 1984 und öffnete nach den Parkanlagen 1986 Teile davon als Museum für das Publikum.

Erwähnenswert sind insbesondere die stilvoll eingerichteten und möblierten Zimmer mit bemalten, stoffbezogenen oder getäfelten Wänden in beiden Stockwerken sowie die Bilder im großen Rittersaal des Obergeschosses. Aus dem Schloss waren herrliche Ausblicke auf die Gartenanlagen und die Wirtschaftsgebäude zu genießen.

Nächstes Ziel war die dreiflügelige, mit Backstein ausgemauerte Fachwerkanlage Herrenhaus Steensgaard.

Herrenhaus Steensgard

Dort empfing uns die Baronesse Bille-Brahe , die Managerin des in diesem Hause geführten Hotels.
Ihre Familie hat Steensgaard 1750 erworben und seit 1992 verpachtet. Die Baronesse berichtete lebendig über Baugeschichte, Innenausstattung und derzeitige Nutzung und gab uns dankenswerterweise auch Gelegenheit zu einer Besichtigung des Hauses.

Hindsgavl Slot

Hindsgavl Slot, gelegen an der nordwestlichen Spitze Fünens am kleinen Belt, war wegen seiner strategischen Lage eine der bedeutendsten Burgen. Nur noch eine Wallanlage markiert die Lage der einstigen Burg, von der nichts mehr erhalten ist. Sehenswert ist heute nur ein im 18. Jh. entstandenes ansehnliches zweigeschossiges Gebäude mit Gastronomie, in dem wir gemeinsam Kaffee tranken.

In Middelfart verabschiedeten wir uns von unserem dänischen Führer, dem Herr Dr. Püttmann herzlich für die sehr kompetente, umsichtige und lockere Führung dankte.

Nach einer glatten Busfahrt erreichten wir am Abend Hamburg voll guter Erinnerungen an eine gelungene Fünen-Fahrt.

 

Text: Dr. Klaus Dürr
Fotos: Detlev Blohm

Am kleinen Belt