Landesgruppe Nord
 
Veranstaltungsrückblick
 

Burgenfahrt an Rhein und Mosel Exkursion vom 14. - 17. Mai 2009

 

 

Die Landesgruppe Nord realisierte im Mai den lang gehegten Wunsch zum Besuch der Marksburg in Braubach sowie von Burgen und Schlössern an Rhein und Mosel.


Bei herrlichem Frühjahrswetter erlebten die 25 Teilnehmer eine besonders schöne Reise mit sehr eindrucksvollen Besichtigungen und Führungen. Herr Wagner, Geschäftsführer der DBV, und seine Mitarbeiter hatten unsere Organisatoren dankenswerterweise bei Planung und Durchführung der Exkursion tatkräftig unterstützt.

Den Auftakt bildete am ersten Nachmittag eine Führung durch Koblenz. Beginnend mit der Alten Burg und der Römerbrücke an der Mosel gingen wir durch die Altstadt mit ihren Kirchen, Plätzen, Brunnen, Plastiken, historischen Hausfassaden zum Deutschen Eck mit dem Kaiserdenkmal und entlang des Rheins zum Stadtschloss. Der Führer brachte uns Geschichte und Besonderheiten des Ortes und seiner Entwicklung nahe und lieferte uns zum Ausklang des Tages im "Weindorf Koblenz" ab. An den beiden Folgetagen begleitete uns Dr. Jens Friedhoff vom Europäischen Burgeninstitut (EBI), ein exzellenter Kenner der Burgen an Rhein und Mosel und ihrer Geschichte.

ALte Burg in Koblenz, Foto: Detlev Blohm
 

Zunächst fuhren wir in das Sayntal nach Bendorf, wo wir kurz den Park und die Abteikirche sahen. Vor dem Schloss Sayn empfingen uns unser Präsident, Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, und seine Gemahlin und führten uns freundlich, kenntnisreich und engagiert durch den schönen Schmetterlingsgarten und durch das Schloss.

Grabgelege Sayn, Foto: Detlev Blohm Schloss Sayn, Foto: Detlev Blohm
Unser Präsident in seiner Kapelle, Foto: Detlev Blohm Der Fürst in seinem Element, Foto: Detlev Blohm

Dieser Familienbesitz wurde Mitte des 19. Jh. im neugotischen Stil unter Verwendung von Architekturelementen aus Eisen, die in der benachbarten Sayner Eisenhütte gegossen wurden, umgestaltet und vergrößert. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss erheblich beschädigt und unbewohnbar. Nachdem nach langen Überlegungen ein neues Nutzungskonzept gefunden wurde, entspricht das Äußere des Schlosses seit Abschluss der Restaurierungsmaßnahmen im Sommer 2000 weitgehend wieder dem ursprünglichen Erscheinungsbild. Im Erdgeschoss befindet sich ein Eisenkunstguss-Museum, im Obergeschoss konnten wir sehr schöne Räume mit geschmackvollen Ausstattungen sehen, die öffentlich genutzt werden. Erwähnenswert ist auch die weitgehend unzerstört gebliebene Schlosskapelle.

 

Weiter ging es zum Schloss Bürresheim in der Eifel, einer der wenigen unzerstört gebliebenen Höhenburgen aus dem 12. Jh. mit je einem Burgteil des Kölner und des Trierer Erzbischofs sowie einem romanischen Bergfried. Die Adelsfamilie von Breitbach wurde zunächst Mitbesitzer und im 17. Jh. Alleinbesitzer der Anlage. Sie bewohnte bis zu ihrem Aussterben die Trierer Burg, das spätere Wohnschloss der Freiherrn von Breitbach-Bürresheim. 1938 wurde das Schloss mit dem gesamten Inventar von den Nachfolgern an die preußische Rheinprovinz verkauft. Höhepunkt des Besuchs war der Rundgang durch die Innenräume mit gotischen und barocken Balkendecken, verwinkelten Wendelstiegen, prachtvollen Kaminen und der historischen Ausstattung mit Möbeln der Zeitepochen von der Spätgotik bis zu den historisierenden Stilen des 19. Jh.

Schloss Bürresheim, Foto: Detlev Blohm Innenhof Schloss Bürresheim, Foto: Detlev Blohm


Auf der hoch über dem Elzbachtal gelegenen Burg Pyrmont mit Bergfried erwartete und führte uns der Eigentümer, DBV-Mitglied Udo Petschnigg.

Herr Petschnigg, Foto: Detlev Blohm Burg Pyrmont, Foto: Detlev Blohm

Er schilderte die Geschichte der erstmals 1225 erwähnten und 1712 ausgebauten Kernburg, die dadurch einen schlossähnlichen Charakter erhielt. 1810 wurde sie auf Abbruch versteigert und wechselte vielfach den Besitzer. Nach 1963 wurde sie einer umfassenden Sanierung und zu großen Teilen einem Wiederaufbau unterzogen. Seit 1990 ist die Anlage, die Elemente der mittelalterlichen Burg und des neuzeitlichen Schlosses in sich vereint, der Öffentlichkeit zugänglich und beherbergt im Wohnbau ein Hotel.

 

Auf Burg Eltz, malerisch auf einem Felsen im Tal der Elz gelegen, empfing und führte uns der frühere Kastellan, Herr Ritzenhofen, in großartiger Weise.

Auf Burg Eltz: Herr Ritzenhofen, Herr Dr. Friedhoff und Herr Lührs, Foto: Detlev Blohm Burg Eltz, Foto: Detlev Blohm

Burg Eltz ist seit ihrer Gründung im Besitz einer Adelsfamilie geblieben und gilt als ein gut erhaltenes Beispiel einer Ganerbenburg im spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Ausbauzustand. Vorburgen und Zwinger sind noch weitgehend unerforscht. Die nicht vollständig erhaltene nördliche Wehrmauer ist mit zwei schlanken, runden Flankierungstürmen besetzt. Eine obere Vorburg schließt sich im Südwesten an die Hauptburg an. Fast lückenlos umstehen bis zu siebengeschossige Wohnhäuser bzw. -türme den schmalen Innenhof der Kernburg. Insgesamt vermittelt das Äußere der Burg einen spätgotischen Eindruck. Die oft mit den für das Mittelrheingebiet typischen Rundbogenfriesen gestalteten Gebäude sind mit hohen schiefergedeckten Dächern versehen. Einzigartig ist auch die historische Einrichtung in den Wohn- und Schlafräumen, in Rittersaal und Waffenhalle, Jagdzimmer und Küche im Inneren der Burg, die den Großbrand der Burg 1920 überstand.

 
Dr. Friedhoff gibt alles - auf der Burg Thurandt, Foto: Detlev Blohm

Vor dem Abendessen in Alken an der Mosel reichte die Zeit noch für eine Außenansicht der malerischen Burg Thurant über dem Moseltal mit Erklärungen durch Dr. Friedhoff.

Sie ist ein langgestreckter Baukomplex mit zwei runden Bergfrieden und wurde um 1200 von einem Sohn Heinrichs des Löwen errichtet.

 

Unser dritter Tag begann mit dem Besuch der Burg Lahneck. Bauherr waren um 1230 die Erzbischöfe von Mainz, die sie zur Sicherung eines nahe gelegenen Bergwerks errichteten.

 

Lahneck wurde als Hangburg auf einem fast quadratischen Grundriss erbaut und durch einen fünfeckigen Bergfried gesichert. Durch französische Truppen 1689 zerstört, wurde sie ab 1854 durch den schottischen Eisenbahnunternehmer Moriarty zu einem repräsentativen Landsitz ausgebaut, gelangte an den kaiserlichen Vizeadmiral Mischke und wird heute von der Erbengemeinschaft Mischke/von Preuschen privat genutzt und gepflegt.

Weiter ging es zur Burgruine Rheinfels mit schönem Blick auf Burg Katz, Burg Maus und die Loreley.
Graf Dieter v. Katzenelnbogen begann um 1245 mit dem Bau der Burg, um die Herrschaft über St. Goar und die Zolleinnahmen zu sichern. 1479 fiel die Burg durch Erbschaft an die Landgrafen von Hessen, die sie zur Residenz ausbauten und später zu einer Festung, die sich 1692 im Pfälzischen Erbfolgekrieg erfolgreich gegen französische Angriffe wehrte. Nach der Sprengung später durch französische Revolutionstruppen kam der Rheinfels 1815 an Preußen und wurde bis 1843 als Steinbruch für den Bau der Festung Ehrenbreitstein genutzt. Von den Festungsanlagen sind oberirdisch nur noch einige Teile erhalten.

Aufgang zur Burgruine Rheinfels, Foto: Detlev Blohm Modell Burg Rheinfels, Foto: Detlev Blohm


Nach dem Mittagessen brachte uns die Fähre nach St. Goarshausen.

Auf der rechten Rheinseite fuhren wir bis Kaub und setzten über zur Zollburg Pfalzgrafenstein, die von außen einem schwimmenden altertümlichen Kriegschiff mit spitzem gepanzerten Bug und einer Unzahl von Decksaufbauten ähnelt. Kaiser Ludwig der Bayer ließ 1326/27 zur Sicherung der Zollstätte Burg Gutenfels über Kaub auf dem Rheinfelsen einen Turm errichten und diesen später durch eine sechseckige Ringmauer mit Wehrgang umschließen. Die Burg kann über das hochgelegene, mit einem Fallgitter gesicherte Tor betreten werden. Den Burghof umgibt die Ringmauer mit ihren Arkaden und den überdachten Wehrgängen. In seiner Mitte erhebt sich der mächtige fünfeckige Turn mit seinen sechs Geschossen.

Pfalzgrafenstein, Foto: Detlev Blohm Pfalzgrafenstein, Innenhof, Foto: Detlev Blohm
   

Nach der Besichtigung ging die Fahrt auf dem rechten Rheinufer zurück nach Braubach.

 

DAnk an Dr. Friedhoff (Dr. Dürr. Dr. Friedhoff, Dr. Friedrich, Herr Lührs), im Innenhof von Schloss Philippsburg, Foto: Detlev Blohm
Dr Friedrich führt durch die Innenräume, Foto: Detlev Blohm
Hier führte uns der Institutsleiter des EBI, Herr Dr. Friedrich, zunächst durch die Philippsburg, das erste Renaissanceschloss am Mittelrhein. Als Befestigung zum Rhein war ein Zwinger mit Garten vorgelagert, und dieser Renaissance-Garten war eine Woche zuvor wieder neu angelegt worden.
Ein Rundgang mit Besuch von Institutsräumen und Bibliothek des EBI beeindruckten uns sehr.
 

Auf dem Parkplatz der Marksburg erwarteten uns vier uniformierte Männer der Braubacher Bürgerwehr und begleiteten uns den Weg hinauf zur Marksburg, die 1900 durch die DBV erworben wurde.

 

Weg zur Marksburg mit Eskorte, Foto: Detlev Blohm Die Bürgerwehr übergibt die Gruppe dem Geschäftsführer, Foto: Detlev Blohm

Gruppenbild mit Bürgerwehr, Foto: Detlev Blohm


Dort empfing uns am Burgtor freundlich das Ehepaar Wagner, das auch den Abend mit uns verlebte. Unter der Führung von Herrn Wagner gelangten wir über eine Zugbrücke und einen Tunnelgang in die Vorburg. Von dort führte der Weg durch Fuchstor und Schartentor, vorbei an der Schmiede und unter der Kleinen Batterie hindurch zum Batteriehof. Durch die Eiserne Pforte kamen wir in den inneren Burghof mit dem freistehenden Bergfried mit dem Butterfassturm der Katzenelnbogener.

Burgschlüssel zum Fuchstor, Foto: Detlev Blohm Burgführung durch den Geschäftsführer, Foto: Detlev Blohm Marksburg, Foto: Detlev Blohm

Nach der Besichtigung von Kräutergarten, Rittersaal, Kemenate, Markus-Burgkapelle sowie der Waffen- und Rüstkammer mit einer sehenswerten Militaria-Sammlung endete die hervorragende Führung in der großen zweischiffigen Burgküche mit angefeuertem Kamin.

Dort wurde uns ein opulentes Rittermahl geboten, das von einem Barden stilvoll mit Sprüchen, Gesang und Musik begleitet wurde und den Abend zu einem vollen Erfolg werden ließ.

Rittermahl, Dr. Dürr hält eine Rede, Foto: Detlev Blohm

GF Wagner freut sich über nordische Köstlichkeiten, Foto: Detlev Blohm

Gute Laune überall, Foto: Detlev Blohm
 
Der letzte Tag war der Festung Ehrenbreitstein gewidmet.

Nach einem schönen Spazierziergang zur Fähre setzten wir über nach Ehrenbreitstein, passierten das im 18. Jh. von Balthasar Neumann entworfene Kurfürstliche Verwaltungsgebäude und fuhren mit dem Sessellift hinauf zur Festung.

Festung Ehrenbreitstein und Dikasterialgebäude, Foto: Detlev Blohm Dikasterialgebäude, Foto: Detlev Blohm
 
So machte der Aufstieg Spaß, Foto: Detlev Blohm Festung Ehrenbreitstein, Foto: Detlev Blohm

Dort bot sich ein besonders schöner Blick auf das Rheintal, Koblenz, das Deutsche Eck und die Moselmündung. Wie auf Rheinfels konnten wir wieder im Freien zu Mittag essen. Eine Führung informierte uns über die Gründung der Anlage um 1000 durch Erenbrecht, den Ausbau zur Festung durch Richard von Greifenklau um 1500, die Sprengung durch die Franzosen 1801 und den Wiederaufbau der gewaltigen Festungsanlage durch Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Jahren 1817-28.

Blick auf das Deutsche Eck, Foto: Detlev Blohm

Text: Dr. Klaus Dürr, Fotos: Detlev Blohm