Landesgruppe Nord

 
Veranstaltungsrückblick
 
Go West -Exkursion
nach Ostfriesland vom
12. bis 15. Oktober 2018
 

In dem 50. Jubiläumsjahr unserer Landesgruppe Nord zieht es uns zu den Perlen historischer Wehr- und Wohnbauten von Ost (einem Tagesausflug mit 50 Teilnehmern nach West-Mecklenburg im April) nach West - Ostfriesland.
Mit Hilfe unseres sehr geschätzten Burgenfreundes, Herrn Hermann Schiefer, Landesdenkmalpfleger i.R. aus Rastede, haben wir für unsere Herbstexkursion wahre Schätze heben können.

Doch schön der Reihe nach: wie üblich starten wir mit unserem geradezu luxuriösen Riesenbus mit 57 Sitzplätzen und gut 14 Meter Länge vom Hamburger ZOB über die Elbe Richtung Westen. Nach kurzen Zwischenstopps in Seevetal/ Hitfeld und Delmenhorst ist die 50er-Gruppe fast komplett und die Stimmung, Dank des herrlich warmen Wetters und der gut gekühlten „Jubiläumsbrause“, heiter.

Fischhausen, Foto: D. Blohm 2018

Nach etwa 3 Stunden Fahrt erreichen wir unser erstes Ziel, die Burg Fischhausen, ein zweistöckiges Wohnschloss mit Zwiebelturm, das ursprünglich ein Wasserschloss war. Boing von Waddewarden, ein bedeutender Häuptling im Jeverland, ließ 1578 auf dem Burggelände das heute noch erhaltene Schloss erbauen, welches 1690 zu einem Herrenhaus mit umgebender Parkanlage erweitert wurde.

Fischhausen, Foto: D. Blohm 2018

Hier treffen wir auf unseren Herrn Schiefer und werden von der Hausherrin des in privatem Besitz befindenden Gebäudes, Frau Schiersch, vor dem imposanten Eingangsportal herzlichst empfangen. Nach einer spannenden Einführung in die Geschichte des schönsten Renaissancebaus zwischen Ems und Weser teilen wir uns für die Innenbesichtigung in zwei Gruppen.  Über die Treppe im Turm gelangen wir in das Obergeschoss, welches zu drei exklusiven Appartements ausgebaut worden ist.

Frau Schiersch und Herr Schiefer, Foto: D. Blohm 2018

Eine ganz besondere Attraktion der Burg Fischhausen bietet das Kreuzgewölbe im Kellerbereich mit den zwei Festsälen und der prächtige Rittersaal mit seinen farbenfrohen Wandmalereien, die die ländliche Idylle Frieslands teils naiv und romantisierend darstellen. Ganz offensichtlich wurde die Burg Fischhausen fortlaufend und fachmännisch unter Verwendung hochwertiger Materialien und mit viel Liebe zum Detail von der Eigentümerfamilie Schiersch erhalten und restauriert.

Fischhausen, Foto: D. Blohm 2018

Schwer beeindruckt von diesem Engagement und der Schönheit des Objektes zieht es uns weiter nach Schloss Gödens.

Schloss Gödens, Foto: D. Blohm 2018

Das Wasserschloss Gödens liegt ein wenig versteckt in einem Park. Schon im Mittelalter stand hier eine Burg, die im 14. Jahrhundert Sitz des Häuptlings Edo Boings war.

Schloss Gödens, Foto: D. Blohm 2018

1671 wurde das Wasserschloss im Stil des niederländischen Barock von Freiherr Haro Burchard v. Frydag in seiner jetzigen Form und unter Verwendung von Resten des im niederländischen Renaissancestil erbauten und 1669 abgebrannten Schlosses erbaut.  Durch Heirat geriet 1746 die Herrlichkeit Gödens und damit das schönste Schloss Ostfrieslands mit den gut 40 Zimmern und der etwa 12 ha großen Parkanlage in den Besitz der Freiherren von Wedel.

Gruppe in Schloss Gödens, Foto: D. Blohm 2018
Schloss Gödens, Foto: D. Blohm 2018

Hier begrüßt uns Herr Enno Herlyn, Generalbevollmächtigter der Schlossverwaltung, im Namen des Eigentümers, Maximilian Graf von Wedel-Gödens, und führt uns kenntnisreich und äußerst passioniert durch die Highlights des Hauses: die Schlosshalle, den Prunksaal mit der deckenhohen malerischen Ausschmückung mit Darstellungen aus der griechischen Mythologie, den alten Speisesaal mit seinem großen Kamin und den historischen Ledertapeten, den „kleinen“ Rauchsalon und anschließend in den Schlosspark.

Am Tor am Eingang zum Park sind einige Inschriften aus dem Erbauungsjahr 1653 zu sehen. Es handelt sich um ein sogenanntes Chronogramm. Wenn man die hervorgehobenen Großbuchstaben der Inschrift als römische Zahlen liest und diese zusammenzählt, ergibt die Summe das Erbauungsjahr des Tores.

Bei 27º Außentemperatur für uns schwer vorstellbar, aber bestimmt lohnenswert, ist wohl "Weihnachten auf Schloss Gödens" Das prachtvoll illuminierte Herrschaftshaus wird vom 29. November bis 02. Dezember 2018 wieder Schauplatz eines der schönsten Weihnachtsmärkte Niedersachsens.Nach Glühwein ist uns aber nicht zu Mute.Etwas erschöpft und ganz beseelt zieht es uns in die Unterkünfte am „Großen Meer“, ein natürlich entstandener Niedermoorsee zwischen Aurich und Emden - und Ostfrieslands größter Binnensee, wo wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen geht es zeitig los. Schließlich sind wir nicht zum Spaß hier und haben heute fünf Objekte und einige Kilometer auf dem Tagesplan.

Schloss Gödens, Foto: D. Blohm 2018
Dornum, Foto: D. Blohm 2018

Vor der Norderburg in Dornum im Nordwesten Niedersachsens begrüßt uns das Architektenehepaar Ejnar und Christine Tonndorf aus Oldenburg, die in den Jahren 1998 bis 2001 umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Auftrag des Landes Niedersachsen vornahmen.

Dornum, Foto: D. Blohm 2018

Die ursprüngliche Norderburg geht auf die Zeit um 1400 zurück. Der kriegzerstörte erste Bau wurde nach 1535 wiederaufgebaut. Das vierflügelige Schloss, umgeben von einem Wassergraben, wurde zwischen 1698 und 1720 barock umgestaltet und ist heute die größte erhaltene Barockanlage in Ostfriesland, in der die Kreisrealschule untergebracht ist. Der Barocksaal des Wasserschlosses ist ein zweistöckiger Raum mit einer umlaufenden Galerie und einem barocken Deckengemälde, das Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit und der Erde, darstellt. Zwei barocke Gemälde eines unbekannten Malers zeigen Hero Mauritz von Closter (1594-1673) mit vier Söhnen sowie seine Gemahlin Almuth von Fridag (1604-1650) mit drei Töchtern. Nach 1951 wurde der Barocksaal als Schulaula und für den Musikunterricht genutzt. Es ist der einzige Raum des Schlosses, der in seiner Grundform und Ausgestaltung nahezu unverändert ist.

Dornum, Foto: D. Blohm 2018
Weiter geht’s.
Burg Berum, Foto: D. Blohm, 2018

Auf Burg Berum im nördlichen Ostfriesland werden wir von dem Burgherren Tido von Oppeln persönlich empfangen und eindrucksvoll über eine der bedeutendsten Stätten ostfriesischer Geschichte ausgiebig aufgeklärt.

Tido von Oppeln mit rekonstruierter Schloßansicht, Foto. D. Blohm, 2018

Die Burg war einst Stammsitz der Häuptlingsfamilie Cirksena. Von der 1443 neu erbauten und im 16. und 17. Jh. ausgebauten Vierflügelanlage hat Friedrich der Große 1764 die Hauptburg schleifen und ihr kostbares Inventar versteigern lassen. Erhalten blieben nur die mächtige Vorburg mit Turm und Tor.  Dieses Portal wird von zwei Säulen flankiert, im Dreiecksgiebel ist das württembergische Wappen der Fürstin Christine Charlotte zu sehen. Wall und Außengraben sind noch vorhanden und im Süden befinden sich Reste des Barockgartens von 1712. Heute dient ein Teil der Anlage als Gästehaus, in dem u.a. Bundespräsident Horst Köhler schon seinen Sommerurlaub verbrachte. Der Schutz der starken Mauern bietet aber zu jeder Jahreszeit Geborgenheit und Erholung vom Alltag. "Zwischen Wall und Gefängnishof" geht man heute durch die historischen Gärten, die nur „eine Windbö“ vom Meer entfernt liegen und zum Verweilen einladen. Doch dafür bleibt uns leider keine Zeit - aber wir kommen gern wieder um die ausgesprochene Gastfreundschaft des Hauses ausgiebig nutzen zu können.

Schloss Lütetsburg, Foto: D. Blohm 2018

Objekt Nummer Drei am späten Vormittag dieses herrlichen Herbstsommertags ist Schloss Lütetsburg. Schier beeindruckend ist allein die Größe der Anlage und des Parks, das Lebenswerk des Reichsfreiherrn Edzard Mauritz zu Inn- und Knyphausen. Die beeindruckende Anlage entstand im frühromantischen Stil und gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen, dieses Typs auf dem europäischen Kontinent als größter privater englischer Landschaftsgarten Norddeutschlands,

Schloss Lütetsburg, Park, Foto: D. Blohm 2018

Das Lütetsburger Schloss ist ein Wasserschloss, welches in den 60er Jahren, nach einem verheerenden Brand, in seiner heutigen Form wiederaufgebaut wurde: Mit dicken Mauern, einem tiefen Wassergraben und zwei Türmen. Auf zwei Säulen neben der Zufahrtsbrücke wacht das Wappentier – ein steinerner Löwe – über die Schlossbewohner. Auf den Grundmauern des 1956 durch einen großen Brand zerstörten Vorgängerbaus aus dem 15. Jahrhundert entstand der heutige Backsteinbau unter dem Architekten Hans Heinrich von Oppeln: eine vierflügelige Anlage mit zwei Türmen, schlicht und monumental zugleich.

Schloss Lütetsburg, Foto: D. Blohm 2018

Hier lebt seit Generationen die Grafenfamilie derer zu Inn- und Knyphausen: Heutzutage sind dies Schlossbesitzer Tido Graf zu Inn- & Knyphausen mit seiner Frau Margareta und den vier Kindern.

Nach einem kleinen Mittagsimbiss im angrenzenden Golfclub bringt uns der „Schlösser-Express“ für eine Zeitreise durch die über 500 Jahre andauernde Familiengeschichte einer ostfriesischen Häuptlingsfamilie in die Osterburg Groothusen. Einst wehrhafter Sitz eines Stammesführers wurde die Häuptlingsburg im 15. Jahrhundert erbaut. Dort erleben wir, in zwei Gruppen geteilt, einen intimen Einblick in die Wohnkultur seiner Bewohner, der Familie Kempe, direkte Nachfahren der Häuptlingsfamilie Beninga.

Osterburg Groothusen, Foto D. Blohm 2018

Doch schön der Reihe nach:
Die Osterburg ist eine hochmittelalterlicheWasserburg in Groothusen, einem Ortsteil der Gemeinde Krummhörn in Ostfriesland. Architektonisch gehört ihr Kernbau zu den ostfriesischen Häuptlingsburgen des Steinhaustypus Saalbau.
Die Osterburg ist die einzige noch erhaltene der ehemals drei Burgen des Ortes. Das Bauwerk ist ein Gebäudekomplex aus mehreren Teilen, die zwischen 1490, der Errichtung eines Steinhauses, und 1910, Abbruch und Erneuerung der Ostflügelverlängerung von 1790, wobei der Mittelteil als Wohnung und der vordere Teil als Remise errichtet wurde.
Durch vier barocke Torpfeiler gelangt man zu der dreiflügeligen Burganlage. Der Mittelbau enthält noch Mauerteile des Ursprungsbaus aus dem 15. Jahrhundert. Die beiden Seitenflügel wurden im 16.Jahrhundert hinzugefügt und im 18. und 20. Jahrhundert verändert und erneuert.

Klaus Kempe, Herr Schiefer und unser Vorsitzender, Foto: D. Blohm 2018

Mehrere Räume sind authentisch seit der Zeit des Barock erhalten. Die Goldlederne Stube, ein Raum mit goldlederner Tapete, gehörte um 1799 zur Einrichtung aller ostfriesischen Burgen und Schlösser. Im Jahre 1891 erhielt das Zimmer durch Möbel im Geschmack der damaligen Zeit sein heutiges Aussehen. Die Osterstube im Ostteil des oberen Stockwerkes wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit alten Möbel, Kachelofen und Wandbespannung aus Stoff zu einem Wohnraum gestaltet. Eines vor wenigen Jahren restauriertes Gemälde von Jan de Baen (1633-1702) mit einer Jagdszene bildet den Blickfang des Raumes. Auch eine Amsterdamer Standuhr weist auf die engen Beziehungen zu Holland hin.

Der Saal, der repräsentative Hauptraum einer Häuptlingsburg des 15. Jahrhunderts, beeindruckt durch seine einmalige Porträtgalerie. Unter der mächtigen Balkendecke, vor allem an der geschlossenen Nordwand, hängen Familienporträts aus zehn Generationen von 1541/49 bis 1937. Auf der östlichen Eingangsseite des Saales befindet sich eine Bibliothek, die etwa 600 Bände alter Literatur seit dem 16. Jahrhundert enthält. Antike Möbel und Waffen runden den Gesamteindruck des Saales ab.


Die Burg liegt am östlichen Ende der Langwurt des ostfriesischen Dorfes in einem teilweise parkähnlich angelegten Gehölz. Sie ist umgeben von einer Graft und nur über eine steinerne Brücke zu erreichen. Das denkmalgeschützte Gehölz der Osterburg ist nur noch einem geschulten Auge als Gartenanlage erkennbar. In den Grundzügen stehen formale barocke Elemente neben späteren landschaftsartigen Gestaltungsansätzen. Seit 2007 wird die Gartenanlage als lost garden im Verbund der Gärten der Gartenroute Krummhörn-Ostfriesland klassifiziert.Mit Sicht auf die historische Burg und den verwunschenen Park genießen wir noch eine ostfriesische Teezeremonie und hausgemachten Apfelkuchen, um uns gutgestärkt auf den Weg nach Burg Hinta in Hinte im Landkreis Aurich zu machen.

Osterburg Groothusen, Park, Foto D. Blohm 2018
Burg Hinta, Foto: D. Blohm 2018

Die Ansiedlung Hinte wird erstmals um das Jahr 1000 erwähnt. Als Sitz zweier Häuptlingsfamilien standen im 14. Jahrhundert hier ursprünglich wohl zwei Burgen. Die 1436/ 1443 von der Hanse zerstörte Westerburg und die Osterburg - die spätere Burg Hinta.

Burg Hinta, Foto: D. Blohm 2018

Der älteste Teil der Osterburg erwuchs Ende des 13. Jahrhunderts als ein mittelalterliches Steinhaus, das in seinen Umrissen noch erkennbar ist. Mitte des 15. Jahrhunderts überbaute man es mit dem sogenannten „Hohen Haus“, das heute den Westflügel der Anlage bildet.
In der Barockzeit wurde 1704 das Burgtor hinzugefügt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die von einem breiten Wassergraben umgebene Burg zu ihrer heutigen Gestalt als Vierflügelanlage mit großem Innenhof angelegt.

Kirche Burg Hinta, Foto: D. Blohm 2018

Nördlich direkt neben der Burg liegt auf einer Warft die Hinter Kirche und gehört zu den wenigen spätgotischen Kirchenbauten in Ostfriesland. Der noch zum Vorgängerbau des Kirchengebäudes alleinstehende Glockenturm ist typisch für Ostfriesland und stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Das in dieser Form einmalig schöne Ensemble ist seit 1567 im Familienbesitz derer von Frese. Die von Gräften umschlossene Vierflügelanlage ist nur über eine kleine Holzbrücke zu erreichen und nur zu gern folgen wir, wieder aufgeteilt in zwei Gruppen, der Einladung des Hausherren Mauritz von Frese und seiner Gattin, diese eindrucksvolle Anlage aus einer Vorburg, dem Burgpark und der unmittelbar benachbarten ehemaligen Probsteikirche St. Martinus aus dem 16. Jahrhundert von innen und außen zu besichtigen. 

Herr Pohl in der Kirche von Hinta, Foto D. Blohm 2018

Eigentlich wären gern geblieben, aber Vernunft, gute Kinderstube und schließlich auch die Lenkzeiten unseres Fahrers trieben zum Aufbruch und zurück in unser Hotel. Dort erwartet uns ein köstliches Abendessen - und die gemachten Betten.

Next morning: Nederland belt! Westwärts. Nach Holland. Etwa zwei Stunden Busfahrt.
Das Schlossmuseum Menkemaborg in Uithuizen im Norden der Niederlande ist eine holländische Perle. Ein Kleinod inmitten eines liebevoll und barock angelegten Parks. Die Sammlung ist schlicht umwerfend.

 

Menkemaborg, Foto: D. Blohm 2018

Der Ursprung der Burg Menkemaborg liegt in einer Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert. Um 1700 baut man die Anlage zu dem heutigen Schloss um und errichtet 1705 den Garten.
 

Menkemaborg, Foto: D. Blohm 2018
Menkemaborg, Foto: D. Blohm 2018

 

 

Die damals ansässige Familie Alberda beauftragte verschiedene Künstler mit der Gestaltung der Inneneinrichtung und es entstehen beeindruckenden Kamine mit barocken Holzschnitzereien und Malereien mit Motiven aus der Mythologie. Die Zimmer sind vollständig mit prächtigen Möbeln, Silber, Porzellan, Kupfergeschirr und Porträts aus dem 17. und 18. Jahrhundert eingerichtet und bis heute praktisch unverändert, denn Menkemaborg hat eine ganz besondere Geschichte:

Menkemaborg, Foto: D. Blohm 2018

Die Menkemaborg wurde bis 1902 bewohnt. Die letzten Erben der Bewohner schenkten das Anwesen 1921 dem Groninger Museum, danach wurde es renoviert und 1927 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Stiftung Museum Menkemaborg wurde 1969 gegründet, um die Verwaltung und Nutzung des Museums und der umliegenden Gärten zu gewährleisten. Der größte Teil der Sammlung im Menkemaborg ist Teil der Sammlung des Groninger Museums.

Menkemaborg, Foto: D. Blohm 2018

Bei herrlichstem Sonnenschein genießt jeder für sich und in Eigenregie die herrliche Barockanlage, doch nach kurzem Verweilen geht es dann auch schon weiter zum nächsten Herrensitz, eine „Borg“ im Dorf Slochteren:

Menkemaborg, Foto: D. Blohm 2018
Fraeylemaborg liegt auf einem gut 23 Hektar großen Landgut.
Fraeylemaborg, Foto: D. Blohm 2018

Das Burggebäude, die so genannte “Borg”, entstand vor über 700 Jahren und erlangte Ende des 18. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen. Der Park, der teilweise auf einem Entwurf von G. A. Blum und L. P. Roodbaard beruht, wurde im englischen Landschaftsstil angelegt. Dabei blieben Überreste der formalen Barockanlage erhalten, wie die typische Mittelachse. Im Vorgelände befindet sich der ursprüngliche Viehstall, in dem heute ein Restaurant eingerichtet ist.

Fraeylemaborg, Foto: D. Blohm 2018

Gegenüber das Kutschenhaus, in dem der Museum-Shop und die Ausstellungsräume untergebracht sind. In der Orangerie wird die Entwicklung des Parks von der Eiszeit bis heute spielerisch dargestellt. Der Park ist mit Gartenornamenten aus Sandstein aus dem 17. und 18. Jahrhundert bestückt. (Quelle: https://fraeylemaborg.nl/de/)

Fraeylemaborg, Foto: D. Blohm 2018

Die Fraeylemaborg ist heute ein historisches Schlossmuseum und gilt als eine der wichtigsten „Borgen“ in der Provinz Groningen.

Damit ist der Besuch bei unseren westlichen, holländischen Nachbarn auch schon wieder vorbei und wir bewegen uns jetzt Richtung Osten, wo uns noch zwei besonders schöne Objekte und aufregende Begegnungen erwarten.

Nach einem schnellen Mittag-Snack aus Kartoffelsuppe und Torte - selbstverständlich „eins nach dem andern” - im schlosseigenen Café übernehmen unsere Burgenfachleute Dr. Klaus Püttmann und Hermann Schiefer die Führung um das Schloss Evenburg inmitten eines Englischen Parks im Leeraner Ortsteil Loga unweit der Leda.

Evenburg, Foro: D. Blohm 2018

Die erste Evenburg ließ Oberst Erhard Reichsfreiherr von Ehrentreuter als barockes Wasserschloss erbauen. Das aufwendig gestaltete Hauptgebäude ist auf einer Schlossinsel, die von einem breiten Wassergraben umgeben ist, errichtet worden. Das Schloss benannte der Erbauer nach seiner Gattin Eva von Ungnad - ‘Evenburg“.

Nur eine Generation später gingen die Besitztümer 1690 durch Heirat auf die Grafen von Wedel über. Mitte des 19. Jahrhunderts war das Schloss für die Bedürfnisse der Bewohner zu klein und unmodern geworden. Carl Georg Graf von Wedel beauftragte den Hannoveraner Architekten Richard Stüve das Schloss Evenburg zu erweitern und umzubauen. Das neue Schloss wurde in einer Bauzeit von zwei Jahren errichtet. Die Evenburg erhielt bald eine Loggia neben dem Haupteingang und ein Nebengebäude, das sogenannte Radhaus, auf der Schlossinsel. Im Bereich der Vorburg entstanden Remisen und Unterkünfte.

Evenburg, Foro: D. Blohm 2018

In den 1930er Jahren verlegten die von Wedels ihren Hauptwohnsitz nach Schloss Gödens, wo die Familie bis heute wohnt. Seitdem setzte der bauliche Niedergang des Schlosses ein. 1975 kaufte der Landkreis Leer das Schloss, den Meierhof und die dazu gehörenden rd. 110 Hektar landwirtschaftliche Fläche für 7 Millionen DM.  Kurz danach fand eine erste Sanierung durch den Landkreis Leer zur reinen Substanzerhaltung des Schlosses und der Vorburg statt. Im September 2004 wurde mit den Restaurationsarbeiten im Eingangsbereich des Schlosses begonnen und 2007 Teils der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, seit 2011 weitere Sanierung und Restaurierung der restlichen Räume vorgenommen. Seit Mai 2014 ist die Evenburg mit einer Dauerausstellung zum Leben und Wirtschaften einer adligen Familie im 19. Jahrhundert und als Zentrum für Gartenkultur geöffnet.

Gruppe LG Nord vor der Evenburg, Foto: D. Blohm 2018

Das schöne Umfeld nutzend positioniert sich unsere Landesgruppe für das obligatorische Ensemble-Portrait für die Veröffentlichung in unseren DBV-eigenen „Mitteilungen“.
Einen wirklich gelungenen und hochkarätigen Abschluss unserer Herbstexkursion erfahren wir dann noch schräg vis-à-vis im gräflichen Hause von der Schulenburg. Werner Graf von der Schulenburg und seine Gattin öffnen uns in großzügigster Art und Weise die Türen zu Ihrer Philippsburg und ihrem Garten, dem dazugehörigen englischen Landschaftspark.
Nach den umfangreichen und lebhaften Schilderungen über die Geschichte ihres Hauses durften wir ebendieses auch ebenso ausgiebig besichtigen.

Ehepaar Schulenburg und der Vorsitzende Dr. Püttmann, Foto: D. Blohm 2018

Die Philippsburg ist eine zur Straße hin offene Dreiflügelanlage, die Freiherr Philipp von Wedel und Gattin von Kloster zu Dornum im Jahre 1730 als reines Wohngebäude im niederländischen Barockstil errichten ließ. Ursprünglich war der ganze Komplex bis auf das zweigeschossige Zentrum des Mittelbaus mit geschweiftem Giebel einstöckig. 1906 wurde das Haus von Botho Graf von Wedel um eine Etage erhöht und im erhöhten Zentralbau ist noch der Giebel des ursprünglichen Gebäudes zu erkennen, dessen Dacherker über das Mansarddach hinausragt. Das prunkvolle Portal mit von steinernen Löwen flankierter Freitreppe in der Mittelachse ist mit einem Wappen der Grafen von Wedel verziert, denen ja auch die nur wenige hundert Meter entfernt gelegene Evenburg sowie seit 1746 bis heute das Schloss Gödens gehörte. Beide haben wir auf unserer Tour gesehen und so ein angenehmes coming-home-Gefühl setzt ein bei den Ausführungen, denen wir im Salon des Hauses aufmerksam folgen.

Philippsburg, Foto: D. Blohm 2018

Die Philippsburg gehört durch Erbschaftsfolge inzwischen der Familie der Grafen von der Schulenburg und wird privat bewohnt. Der dazugehörige Park ist teils privat, teils städtisch. Im privaten Teil des Parks, welcher sonst nie der Öffentlichkeit zugänglich ist, findet seit 1996 alle zwei Jahre die Veranstaltung „Märchen und Musik im Park“ statt, die von einer nahe gelegenen Buchhandlung organisiert wird.

Abschied in der Philippsburg, Foto: D. Blohm 2018

Ebenso beeindruckend wie Erzählungen über den Herrensitz ist auch der Lebenslauf der von Schulenburgs: Protokollchef im AA - Auswärtigem Amt - unter Bundespräsident Richard v. Weizäcker, Botschafter in Griechenland, in der Schweiz und in Liechtenstein, Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Verdienstkreuz 1. Klasse (1985) UND - Mitglieder der Deutschen Burgenvereinigung e.V.

Herr Schiefer verabschiedet sich von Gräfin und Graf von der Schulenburg, Foto: D. Blohm 2018

Das ist nun nicht mehr zu toppen. Also begeben wir uns freudig erregt Richtung Hamburg. Nach kurzem Boxenstopp in Delmenhorst - mit handgemachten Frikadellen à la Vereinsmitglied Wolfgang Schüler - erreichen wir sicher den Hamburger Hauptbahnhof. Von dort aus machen sich die Mitglieder der jubilierenden Landesgruppe sichtbar glücklich und zufrieden auf ihre Heimwege.

 

Text:     Hinrich Lührs
Fotos: Detlev Blohm

Quellen: EBIDAT, wikipedia, burgenarchiv.de, fraeylemaborg.nl/de/, ostfriesland.de, u.a.