Landesgruppe
Nord |
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Veranstaltungsrückblick |
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50 Jahre LG Nord -
Ein Tagesausflug mit 50 Teilnehmern zu den Perlen
Mecklenburg-Vorpommerns |
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Unsere Jubiläumsfahrt führt
uns in einem äußerst komfortablen Riesenbus pünktlich um 9:30 Uhr
vom Hamburger ZOB mit exakt 50 Teilnehmern zu Perlen Mecklenburgs.
Zunächst fahren wir über die A1, Richtung Lübeck, wo wir an einem
vereinbarten Treffpunkt noch unsere Holsteiner Mitreisenden
aufnehmen, und weiter auf der A20 Richtung Schwerin. Auf der kurzen
Fahrt stimmen sich die Mitglieder der LG Nord und einige Gäste mit
einem Gläschen „Jubiläumsbrause“ auf einen wunderschönen Tag bei
schönstem Sonnenschein auf unsere Reise erfolgreich ein. Wie sich
bald rausstellen sollte, waren aber unsere Damen aus der
benachbarten Landesgruppe MV die wahren Perlen dieser Exkursion,
weil sie es verstanden haben, unsere Gruppe von Beginn an zu
begeistern. Lesen Sie selbst: |
 |
Kurz hinter der Abfahrt Upahl
steigt unsere Burgenfreundin, Frau Prof. Dr. Sabine Bock zu uns in
den Bus, um in einleitenden Worten unser erstes Ziel, das
Herrenhaus Schönfeld und seine Geschichte vorzustellen. Wie auch
unser Vorstandsmitglied Detlev Blohm schon in dem von ihm
bearbeiteten Exkursionsführer schreibt, „ist der Name dieser
Gemarkung treffend.“
Nach herzlicher Begrüßung berichtet Dagmar v. Plessen, die von 1994
bis 2004 auch ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde
Mühlen-Eichen war, lebhaft von ihren Erfahrungen und Erlebnissen als
„Rückkehrer“, und macht wieder einmal deutlich, wie sehr nur der
persönliche Einsatz der Familie Schönfeld zu neuem Glanz verhelfen
konnte, an dem wir bei der großzügigen Besichtigung der Innenräume
teilhaben konnten. An dieser Stelle noch einmal unseren ganz großen
Dank an die Familie v. Plessen.
Das Herrenhaus Schönfeld im Mühlen Eichsener Ortsteil Schönfeld im
Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern ist ein im
klassizistischen Stil errichtetes Herrenhaus aus dem frühen 19.
Jahrhundert, aber bereits 1194 wird „Sconenuelde“ als Stiftsgut und
nochmals um 1230 im Zehntregister der Bischöfe von Ratzeburg
genannt. Erste Lehnsträger bis zum Ende des 15. Jahrhunderts waren
vermutlich die Herren v. Schönfeld, zunächst unter den Grafen von
Schwerin und - nach dem Verkauf der Grafschaft - den Herzögen von
Mecklenburg. Viele neue Geschlechter kamen in den Besitz des Gutes,
bis schließlich Johann Jacob v. Leers 1807 das Gut übernahm. Bis
1930 hatten sechs Generationen der Herren v. Leers auf Schönfeld
gesessen. 1933 erwarb Bernhard v. Plessen das Anwesen. Nach der
Wiedervereinigung bot die Treuhandanstalt das Gut zum Kauf an, und
durch glückliche Umstände erhielt 1991 Christian v. Plessen den
Zuschlag für das Herrenhaus. Christian und Dagmar v. Plessen
restaurierten das schwerbeschädigte Herrenhaus mit großer
Fachkenntnis und viel Fingerspitzengefühl. Seit 2006 führt Magnus v.
Plessen den Landwirtschafts- und Forstbetrieb. |
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Nach kurzer Fahrt erreichen
wir Schloss Wiligrad, das am markanten Steilufer des Schweriner
Außensees als Zentrum einer kleinen Idealsiedlung steht und heute
unter anderem den Kunstverein Wiligrad e.V. beherbergt, dessen
wichtigste Säule seiner Vereinstätigkeit seit Beginn 1991 die
Galerie- und Ausstellungstätigkeit ist. Der Verein bietet Künstlern,
vorrangig aus Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus anderen
Bundesländern, eine Chance, sich zu präsentieren. 1996 entstand im
Schlosspark das "Museum der Künstler - Skulpturenpark Schloss
Wiligrad" mit gegenwärtig 26 Metallskulpturen. |
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Die Führung vor Ort übernimmt
Frau Dr. Friederike Drinkuth, Referatsleiterin der Staatlichen
Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V, die kenntnisreich und
äußerst enthusiasmierend über die Geschichte und Architektur des
Hauses berichtet.
Das Schloss Wiligrad wurde von 1896 bis 1898 nach Plänen von
Albrecht Haupt und im Auftrag des Herzogs Johann Albrecht zu
Mecklenburg und seiner Gemahlin, Herzogin Elisabeth, errichtet und
blieb bis 1945 in herzoglichem Besitz. In seiner ersten Zeit war
Wiligrad Ort wichtiger Entscheidungen und beliebter Treffpunkt.
Neben den Besuchen des Kaisers und der Kaiserin waren in der
Hauschronik des Schlosses auch zahlreiche Besuche aus den
europäischen und asiatischen Fürstenhäusern verzeichnet. Nicht nur
der Hochadel weilte auf Schloss Wiligrad, auch Staatsmänner,
Senatoren der Hansestädte, Künstler und Schriftsteller besuchten den
Herzog auf Schloss Wiligrad. Das Haus war zudem Ort zahlreicher
Feierlichkeiten, wie dem Geburtstag der Herzogin am 28. Februar
1899.
Anlässlich des Kaisermanövers, das ab dem 3. September 1904
stattfand, weilte die Kaiserin mit ihrem Gefolge im Schloss Wiligrad.
Kaiser Wilhelm II. residierte hingegen für die Zeit des Manövers im
Schweriner Schloss. Während des Aufenthalts auf Schloss Wiligrad
wurde die Verlobung des Kronprinzen Wilhelm von Preußen mit Cecilie
von Mecklenburg-Schwerin bekanntgegeben.
Bis zum Kriegsende 1945 gehörte das Schloss Wiligrad zum Besitz des
abgedankten Großherzogs und wurde von der in Schwerin ansässigen
Großherzoglichen Vermögensverwaltung verwaltet. Im selben Jahr
erfolgte die Enteignung der herzoglichen Familie. Seit 1991 ist das
Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern,
Abteilung Landesarchäologie, im Schloss ansässig. Im Jahr 2003
übernahm die Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten im
Betrieb für Bau- und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern die
Betreuung und Verwaltung des Gebäudeensembles Wiligrad. Sie
organisierte die Instandsetzungs- und Erhaltungsmaßnahmen und die
schrittweise Wiederherstellung des ursprünglichen Landschaftsparks.
Erwähnenswert ist auch noch, dass im Januar 2015 der Neuguss des
Welfen-Löwen, der auch Braunschweiger Löwe genannt wird, seinen
Platz vor dem Haupteingang des Schlosses fand. Die Nachbildung
ersetzt das 1950 entfernte Original. |
 |
Vor dieser bemerkenswerten und
geschichtsträchtigen Kulisse gesellen wir uns für das traditionelle
Gruppenfoto zusammen.
Unser nächstes Ziel ist Schloss Plüschow, das 1763 von dem
Hamburger Kaufmann Philipp Heinrich Freiherr von Stenglin (1718
Hamburg - 1793 Plüschow) erbaut wurde. 1802 kauft der
mecklenburgische Erbprinz Friedrich Ludwig das Gebäude und die
Ländereien und es wird zum Sommersitz des jungen Erbherzogs und
seiner Frau Helena Pawlowna, der Tochter des russischen Zaren. Es
bleibt bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie. |
 |
Der schlichte, zweigeschossige
Backsteinbau in elf Achsen wird in der Fassadenmitte sowohl an der
Hof- wie auch an der Gartenseite durch übergiebelte Zwerchhäuser
aufgewertet. Die Portale im Gebäude sind von Rocaillen bekrönt. Die
Keller sind gewölbt. In eben diesen Kellergewölben erwarten uns auch
ein köstlicher Mittagsimbiss aus Würstchen, Kartoffelsalat,
Getränken, Kaffee und Tee, das uns die heutigen Nutzer um den Maler
und Grafiker, Herrn Udo Rathke und seine aufmerksamen „Hausgeister“
liebevoll reichen. Die großzügigen Räume des Schlosses werden seit
1990 unter der Trägerschaft des Förderkreises Schloss Plüschow e.V.
als Künstlerhaus mit Ausstellungsräumen, Ateliers und Werkstätten
genutzt. Eine permanente Ausstellung zeigt die Geschichte des
Schlosses. Und auch diese ist spannend.
Plüschow wird erstmals 1230 in Urkunden erwähnt. Das Gut ist der
Stammsitz der Familie von Plüskow, die in der damaligen Grafschaft
Schwerin hohe Ämter bekleidet. Seit 1450 befindet sich Plüschow,
ehemals meist Plüskow genannt, im Besitz der Familie von Bülow, bis
1758 Philipp Heinrich Stenglin Plüschow und die dazugehörigen
Dörfer erwirbt.
Unter der Führung von Frau Prof. Dr. Sabine Bock, die ein
beindruckendes Buch über die Plüschow – „Geschichte und Architektur
eines mecklenburgischen Gutes“ – erstellt hat, erleben wir die
Historie des Hauses nach. Besonders in Erinnerung bleibt die
Geschichte des Fotografen Guglielmo Plüschow, der am 18. August 1852
als Wilhelm Eduard Hermann Gottlieb von Plüschow das Licht der Welt
erblickt und später zu den ersten Freilichtfotografen seiner Zeit
gehört. Sein Repertoire umfasste Porträtaufnahmen, aber vor allem
Aktaufnahmen von weiblichen und männlichen Modellen. So ist ihm im
Buch auch ein Kapitel unter dem Titel „Schwarzes Schaf oder genialer
Künstler?“ gewidmet.
Die Raumaufteilung im Inneren des Gebäudes ist weitgehend
unverändert. Das Obergeschoss ist durch ein Treppenhaus mit einer
großen zweiläufigen Treppe erschlossen, in ihm sind drei
klassizistischen Öfen aus der Zeit um 1810 erhalten. Die weiträumige
Diele und weitere Erdgeschossräume sind mit Rokoko-Stuckdecken
ausgestattet. Eine echte Mecklenburger Perle und ein reizendes
Wohnhaus, das heute in erster Linie von Künstlern in separaten
Ateliers genutzt wird. |
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Die Geschichte von
Schloss Bothmer könnte verrückter kaum sein. Der Bauherr
des von 1726 bis 1732 errichteten Schlosses, der aus der
niedersächsischen Adelsfamilie Bothmer stammende Diplomat Hans
Caspar von Bothmer, hat das vollendete Schloss nicht mehr gesehen.
Er starb 1732 in London, wo er seit 1720 in seiner Funktion als
„Erster Minister für die Deutschen Angelegenheiten“ in London an der
Adresse Downing Street 10 bis zu seinem Tode 1732 Wohnung und
Arbeitsplatz hatte. Bothmer hinterließ seinem Neffen Hans Caspar
Gottfried und dessen Ehefrau Christine Margarethe von Bülow die
äußerst imposante Anlage. Damit waren sie die ersten Bewohnern des
Schlosses Bothmer, das in den folgenden Jahrhunderten als ständig
bewohnter Familiensitz dient.
Der 1656 geborene Bothmer entstammte dem niederen niedersächsischen
Landadel und wurde 1682 an den kurfürstlichen Hof von Hannover
geholt. Seine herausragenden diplomatischen Fähigkeiten führten ihn
an die Höfe, die politischen Machtzentren Europas. 1696 wurde er
gemeinsam mit seinen Brüdern und seinem Vater zum Reichsfreiherren
ernannt und 1713 zum Reichsgrafen erhoben. Ab 1711 diente Bothmer
als Gesandter des Hauses Hannover in London, wo er 1714 maßgeblich
an der Einsetzung Georgs I. als König von Großbritannien beteiligt
war. Der Aufstieg in den höheren Adel und die damit verbundenen
Eindrücke haben die Persönlichkeit Bothmers sicherlich beeinflusst
uns so verfolgte Bothmer die Absicht, einen größeren Güterkomplex
für die Errichtung eines Stammsitzes und zur Versorgung seiner
Familie zu erwerben. Die finanziellen Möglichkeiten dazu erhielt er
unter anderem durch König Georg, der dem Reichsgrafen zum Dank für
den gewonnenen Thron großzügige Dotationen gewährte. In den Jahren
1721 bis 1731 wurden zahlreiche Güter im westlichen Mecklenburg
erworben, deren Zentrum später die Schlossanlage Bothmer bilden
wird.
Schloss Bothmer wurde durch den vermutlich aus Hannover stammenden
Architekten Johann Friedrich Künnecke entworfen, der später für den
Vorgängerbau des Ludwigsluster Schloss verantwortlich war.
Eine fast 300 Meter lange „Feston-Allee“ führt direkt auf das
prachtvolles Gebäude zu, das rot durch die grünen Bäume leuchtet: Im
beschaulichen Klützer Winkel zwischen den Hansestädten Lübeck und
Wismar steht mit Schloss Bothmer die größte barocke Schlossanlage
Mecklenburg-Vorpommerns. Typische Gestaltungsmerkmale des barocken
Zeitalters kennzeichnen den Gebäudekomplex aus dreizehn einzelnen
Baukörpern, die zu einer großen Gesamtanlage zusammengefügt sind.
Vorbildcharakter bei der Konzeption des Gebäudekomplexes hatten
wahrscheinlich Bauten und Ideen des italienischen Baumeisters Andrea
Palladio, die zur Zeit der Erbauung von Schloss Bothmer in ihrer
Organisation der damals hochmodernen Anlageform eines Landsitzes
entsprachen. Die Anlage umfasst neben der Wohn- und Erholungs- auch
Wirtschaftsfunktionen. Die Drei-Flügel-Anlage ist im
Pavillon-Galerie-System errichtet – zweigeschossige Bauten,
sogenannte Pavillons, werden mit eingeschossigen Bauten, den
Galerien verbunden. Den Mittelpunkt bildet das Corps de Logis, das
über bogenförmige Galerien, die sogenannten Cornichen, mit den
nahezu würfelförmigen Kavaliershäusern verbunden ist. Dadurch wird
vor dem Hauptgebäude ein nach Südosten geöffneter Ehrenhof gebildet.
Auf die Pavillons folgen jeweils zwei siebenachsige
Verbindungshäuser, an die sich weitere Kavaliershäuser anschließen
und auf die im rechten Winkel je ein weiterer Verbindungsbau und ein
abschließender Pavillon anstoßen. Gemeinsam bilden sie einen
weiteren, fast 200 Meter breiten Hof. Der gesamte Gebäudekomplex ist
aus Backstein errichtet und die Fugen sind rötlich gefärbt, sodass
die Fassaden ein farblich einheitliches Bild vermitteln. Akzente
werden durch angedeutete Rustika aus gelben Ziegeln und
Schmuckdetails aus Sandstein gesetzt. Die Dächer waren einst
farblich unterschiedlich gedeckt, das Corps de Logis und die
Kavaliershäuser mit dunkelgrauen, die Verbindungsbauten mit roten
Pfannen.
Zwei Jahrhunderte lang gehörte der Gebäudekomplex der Familie
Bothmer - bis zu deren Enteignung 1945. Danach war er Kommandatur
der Alliierten, in der DDR diente er als Altenheim. Nach der Wende
scheiterten mehrere Versuche, das Anwesen zu privatisieren.
Schließlich übernahm 2008 das Land das gesamte Ensemble aus 13
Gebäuden. Mithilfe von EU-Geldern ließ es das Schloss für insgesamt
gut 36 Millionen Euro grundlegend sanieren.
Frau Dr. Drinkuth erzählt uns ausführlich und lebhaft über die
Geschichte des Gebäudes und die seines Bauherren und führt uns durch
die etwa 20 Räume des Haupthauses, in denen seit Mai 2015 eine
moderne Ausstellung über Ort und Kultur informiert. Völlig erschöpft
von diesen Eindrücken zieht es uns geradezu magisch in den Ostflügel
der Anlage, in die von der Familie Sommer sehr gut geführte
Restauration "Orangerie", wo wir auf der Terrasse zum angrenzenden
Schlosspark mit erfrischenden Getränken versorgt werden und im
Anschluss das Küchenteam eine mecklenburgische Küche mit raffiniert
zubereiteten Speisen aus regionalen Produkten zaubert. Eine
gelungene launige Rede unseres Vorstandsvorsitzenden, Dr. Klaus
Püttmann lässt die 50 Jahre unsere Landesgruppe Nord noch einmal
Revue passieren und wir denken gemeinsam an die vielen Fahrten und
die wunderbaren Menschen, die uns dabei begleitet haben.
Insbesondere wurden erwähnt unsere leider bereits verstorbenen
Vorstandsmitglieder Christa Gräfin Lüttichau und Jürgen Sluyterman
von Langeweyde, aber auch die Herren Dr. Klaus Dürr und
Gründungsmitglied Thomas Meyer-Bretschneider, die beide leider
kurzfristig absagen mussten.
Nach dem gelungenen Fest-Abend und den imposanten Eindrücken des
Tages, die uns die wahren Perlen Mecklenburgs, unsere
Burgenfreundinnen der Landesgruppe MV, Frau Dr. Friederike Drinkuth
und Frau Prof. Dr. Sabine Bock, beschert haben, geht es heimwärts
gen Hamburg, wo wir glücklich und zufrieden gegen 23 Uhr am
Hamburger ZOB eintreffen. |
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Wir danken allen Mitreisenden für diesen gelungen
Ausflug und freuen uns gemeinsam auf die nächsten Jahre mit der
Landesgruppe Nord der Deutschen Burgenvereinigung.
Der Vorstand
Autor: Hinrich Lührs
Fotos: Hannelore Leprich
Quellen:
gutshaeuser.de
schloss-bothmer.info
Wikipedia
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