Landesgruppe Nord

 
Veranstaltungsrückblick
 
Frühsommerexkursion nach Sachsen zu Burgen und Schlössern
2. bis 5. Juni 2016
 
Rochsburg, Foto: Blohm 2016

Mit einer Gruppe von 20 Burgenfreunden (inklusive eines Mitglieds der LG Hessen) starteten wir in Hamburg zur Bahnfahrt nach Dresden, wo uns ein Bus für das umfang- und abwechslungsreiche Programm im landschaftlich schönen Sachsen und Erzgebirge erwartete  Baugeschichte, Baugestaltung, Architektur und Innenausstattung der zu Wehr-, Repräsentations- und  Wohnzwecken  errichteten  Bauten beeindruckten. Die Auswahl der Objekte unter den etwa 1.000 Burgen, Schlössern und Herrenhäusern in Sachsen war gelungen und wird  mit ihren hervorragenden Führern und dem durchweg sommerlichem Wetter in bester Erinnerung bleiben. Organisiert und geleitet wurde die Reise dankenswerterweise von unserem Mitglied Hinrich Lührs.

Schloss Nossen, Foto: Blohm, 2016

Am ersten Tag erreichten wir zunächst das Renaissance-Schloss Nossen im Herzen von Sachsen über der Freiberger Mulde. Fast 850 Jahre reicht die Geschichte der ursprünglichen Ritter- und Adelsburg und des späteren Jagd- und Amtsschlosses zurück.
 

Romanische Klosterpforte Altzella, Foto: Blohm 2016

Heute bietet das Schloss zusammen mit dem nahegelegenen Klosterpark Altzella ein vielfältiges museales, pädagogisches und kulturelles Angebot an.

Burg Kriebstein, Foto: Blohm 2016
Anschließend ging es nach Burg Kriebstein, Sachsens schönster Ritterburg, die als Spornburg imposant auf  einem steilen Felsen über der Zschoppau liegt.
Begrüßung durch Bernd Wippert auf Burg Kriebstein, Foto: Blohm 2016

Hier wurden wir durch unseren “Landesfürsten“ der LG Sachsen, Herrn Bernd Wippert, mit einem Glas Sekt begrüßt und auch geführt. Herr Wippert lebt und arbeitet seit drei Jahrzehnten auf dieser Burg und ist ein engagierter und sehr kompetenter Führer, Typologisch stellt Kriebstein  die Kombination einer Turmburg mit einer Ringburg von ovalem Grundriss dar. Dominierend ist der monumentale Wohnturm. Mit seinen spätmittelalterlichen Erkertürmchen und dem Dachreiter bestimmt er das Bild der Burg mit der unverwechselbaren Dachsilhouette. Um den Wohnturm gruppieren sich das turmartige Torhaus, die Ringmauer mit dem Wirtschaftsflügel und dem Küchenbau und weitere Anbauten einschließlich des Kapellenflügels. Daran schließen sich die gotische Halle sowie das hintere Schloss an. Unmittelbar  an den Wohnturm schließt sich im Mittelteil der Burg der gotische Küchenbau an, und geschlossen wird die Anlage durch einen Wirtschaftsflügel, der u.a. den Festsaal und die Brunnenstube enthält sowie die nördliche Wehrmauer.

Kriebsteinzimmer, Foto: Blohm 2016

Die vollständige Ausmalung der Burgkapelle in Marienthematik und christlicher Ikonographie zählt zu den besterhaltenen spätmittelalterlichen Bildprogrammen im gesamtdeutschen Raum.

Burgkapelle Kriebstein, Foto: Blohm 2016

Die Burganlage wurde seit ihrer Übernahme durch die Familie von Arnim in 1825 bis zu ihrer Enteignung in 1945 sorgsam instandgehalten und restauriert. Sie befindet sich jetzt im Eigentum des Freistaates Sachsen.
Die Schlösser Wildenfels, Glauchau, Wolkenburg, Rochsburg und Gnandstein wurden am zweiten Tag besucht und besichtigt. Das  Geschlecht derer von Wildenfels errichtete vor über 800 Jahren eine Burg, die als Vorgängerin des heute vielgliedrigen Baukomplexes gilt.

Schloss Wildenfels, Foto: Blohm 2016

Nach dem Aussterben dieser Adelsfamilie erbten 1602 die Grafen zu Solms den Besitz. Sie schufen den vorderen Teil des Schlosses und ließen dort in einem späteren Umbau Wohn- und Repräsentationsräume einrichten.

Blauer Salon Schloss Wildenfels Foto: Blohm 2016

Weltweit einzigartig sind die im Blauen Salon zu besichtigenden Seidentapeten aus dem Reich des Sultans. Sie sind  fast 300 Jahre alt und nach der Restaurierung wieder im Originalzustand.

Forderglauchau, Foto: Blohm 2016
Im Schloss Hinterglauchau, Foto: Blohm 2016

Die beiden Glauchauer Schlösser sind geschichtlich und architektonisch eine Besonderheit. Die Herren von Schönberg errichteten gegen Ende des 12. Jh. am Rand des Muldentals in Spornlage eine Burg als Zentrum ihrer neuen Herrschaft Glauchau. Sehr wahrscheinlich ist der von 1527 bis 1536 errichtete Neubau von Forderglauchau aus einer Vorburg zur Burg Hinterglauchau hervorgegangen. Beide Anlagen werden nur durch einen schmalen Graben voneinander getrennt.

Hinterglauchau, Foto: Blohm 2016
Schloss Wolkenburg, Foto: Blohm 2016

Die geschichtlichen Anfänge von Schloss Wolkenburgreichen bis in die erste Hälfte des 13.Jh. zurück. Die Gebäude des auf einem Bergsporn hoch über der Zwickauer Mulde gelegenen Schlosses  gruppieren sich um einen länglich-ovalen Hof, dem sich das ehemalige Vorhofareal anschließt.

Gruppe auf Schloss Wolkenburg, Foto: Blohm 2016

Die Anlage wird heute als Museum und Platz für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Erwähnenswert ist der Schlosspark mit einer ursprünglich terrassierten Gartenanlage, die Ende des 18. Jh. erweitert und in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt wurde, in dem mehrere  Eisenkunstplastiken aufgestellt sind.

Schlosskirche St. Mauritius, Foto: Blohm 2016

Zuletzt kamen wir zusätzlich noch zu  einer eindrucksvollen Besichtigung der nahegelegenen klassizistischen Schlosskirche St. Mauritius mit einem Orgelspiel für unsere Gruppe.
Die oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einem Felssporn errichtete Burg Gnandsteinist Sachsens schönste romantische Burg.

Burg Gnandstein, Foto_ Blohm 2016
Burg Gnandstein, Foto_ Blohm 2016

Sie ist der Idealtyp einer wehrhaften mittelalterlichen Ritterburg mit mächtigen Mauern und einem zinnenbewehrten Bergfried. Herr von Schleinitz erwarb das Schloss 1450 und ließ es durch Arnold von Westfalen aus- und umbauen. Vor dem Übergang des Burggrabens durch eine Zugbrücke sichert ein Rondel den Zugang zur Burg. Ein zwingerartiger Vorburgbereich mit einer Bastion, einem Torturm und flankierendem Wehrgang führt in die als Wirtschaftshof dienende Vorburg mit einem Pulverturm. Die vierflügelige Kernburg wird durch ein weiteres Tor gesichert. Zu den Besonderheiten  der Anlage zählt das im Hof der Kernburg errichtete Brunnenhaus.

Schloss Lichtenwalde, Foto: Blohm 2016

Der dritte Tag führte uns zunächst zu Schloss und Park Lichtenwalde, einem der bemerkenswertesten Barock-Ensembles Deutschlands. Ein Minister Augusts der Starken ließ die dreifllügelige Anlage von 1722-1726 erbauen, sein Sohn legte den Park an.

Schloss Lichtenwalde, Chinesischer Salon, Foto: Blohm 2016

Weithin sichtbar ließ August der Starke auf einer Bergkuppe das Jagd- und Lustschloss Augustusburg im Stil der Renaissance errichten.
Die Schlossanlage besteht aus dem Kernschloss mit vier Eckgebäuden und einer Schlosskapelle mit einem Altarbild von Lucas Cranach d.J. sowie dem angrenzenden Wirtschaftsteil mit Brunnenhaus.

Schloss Augustusburg, Foto: Blohm 2016

Wegen seiner Monumentalität und Museen gilt als Krone des Erzgebirges und als eines der schönsten Renaissanceschlösser Mitteleuropas.
Schloss Wildeck  mit einer schlichten weißen Fassade im Renaissancestil sicherte einst als Wehranlage die Furt an der  Zschoppau am wichtigen Handelsweg von Halle nach Prag.

Schloss Wildeck, Foto: Blohm 2016

Es erlebte viele bauliche Veränderungen und diente als Gerichtssaal und Gefängnis.

Scharfenstein, Foto: Blohm 2016

Burg Scharfenstein gilt als einer der ältesten  sächsischen Herrschaftssitze und entstand mit der Entdeckung der Silberschätze des Erzgebirges.

Scharfenstein, Foto: Blohm 2016

Wir w urden dort von einem als Wilddieb verkleideten Führer begrüßt, der uns auch das Laden und Abfeuern einer Vorderladerflinte zeigte. Verschiedene Bauphasen prägen das Erscheinungsbild. So stammt der hohe Bergfried noch aus der mittelalterlichen Urburg, während das berühmte Portal erst später in der Renaissancezeit hinzugefügt wurde. Das Torhaus stammt aus gotischer Zeit. Zu erwähnen ist für uns DBV‘ler, dass Bodo Ebhardt nach einem Brand in 1921 dort Planungen zum Wiederaufbau  von Wohn- und Gesellschaftsflügel beisteuerte.

Das Wasserschloss Klaffenbach am Stadtrand von Chemnitz war letztes Tagesziel. Es ging um ein mit der Reformation aufgelöstes Benediktiner-Kloster hervor, das 1542 von einem Silberbergwerkbesitzer und Münzmeister gekauft wurde. Die spätere Nutzung der Bewohner u.a. durch Reichsarbeitsdienst und Jugendwerkhof für Mädchen führten zu einem starken Verfall der Anlage. Erst zwischen 1992 und 1995 kamen wieder bessere Zeiten.

Wasserschloss Klaffenbach, Foto: Blohm 2016

Das reizvolle Renaissanceschloss beeindruckt durch seine einzigartige Dachgestaltung in Form zweier gekreuzter Kielböden. Sie verleihen dem massiven quadratischen Blockbau eine schwungvolle Bekrönung, und die vier Giebelseiten erinnern an einen umgekehrten Schiffsrumpf. Der das Schloss umschließende Wassergraben rundet einen malerischen Anblick ab.
Mit einem Abendessen im Schlossrestaurant endete der dritte Tag. Chemnitz war letztes Tagesziel.
 

Chemnitz, Rathaus, Foto: Blohm 2016

Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch der Innenstadt von Dresden mit u.a Zwinger, Frauenkirche und Residenzschlosses.

Dresden, Innhof Schloss, Foto: Blohm 2016

Wir besichtigten dort das  in 2005 wiedereröffnete Historische Grüne Gewölbe mit der wiederhergestellten Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten mit rund 3000 kostbaren und prächtigen Schatzkunstwerken.

Dresden, Rüstkammer im Schloss, Foto: Blohm 2016

Diese werden in Ausstellungsräumen wie Lutherkabinett, Bernsteinkabinett, Elfenbeinzimmer oder Silbergoldzimmer gezeigt. In Ergänzung hierzu besichtigten wir das  Neue Grüne Gewölbe mit in schlichter Form ausgestellten Kunstwerken  aus Stein, Gold und Silber sowie kostbare Edelsteine.

Silber im Grünen Gewölbe Dresden, Foto: Blohm 2016
Text: Dr. Klaus Dürr, Bilder: Detlef Blohm