Landesgruppe Nord
 
Veranstaltungsrückblick
 
Bericht über die Frühjahrsexkursion zum Nordrand des Harzes
(14. -17. Juni 2012)

Kaiserpfalz

Das im Jahr 922 entstandene Goslar war das erste Ziel unserer Busreise.
Nach einem Gang durch die Innenstadt mit Kennenlernen von u.a. Altstadt, Marktplatz und Rathaus trafen wir uns zu einer Führung durch den Pfalzbereich vor der sog. Domvorhalle, in der noch ein aus Bronze gegossener Kaiserstuhl zu sehen ist.

Domvorhalle Kaisersitz

Domvorhalle und Kaisersitz

Der Mitte des 11 Jh. gebaute dreischiffige Dom wurde Anfang des 19. Jh. bis auf die Domvorhalle abgebrochen. Zu Beginn des 11. Jh. verlegte Kaiser Heinrich II. die erste Kaiserpfalz nach Goslar, die aber mehrfach abbrannte und verändert wurde und deren heutiges imposantes Aussehen nicht dem früheren gleicht. Eine Führung im Inneren des Gebäudes erfolgte nicht.

Stift Großes Heiliges Kreuz

Siemenshaus Dukatenmännchen am Haus Kaiserworth
Frankenberger Kirche Westempore

Weitere Ziele waren dann der Marktbereich mit Marktkirche und dem schönen im Spätmittelalter entstandenen Rathaus, dessen Hauptflügel sich in sechs Arkaden zum eindrucksvollen Marktplatz öffnet. Ein weiterer Programmpunkt war das in der Oberstadt gelegene jetzt als Altersheim genutzte Frankenberger Kloster (Anfang des 12. Jh.) mit der ev. Frankenberger Kirche. Zum Abendessen fuhren wir nach Wernigerode in unser Hotel.

Wernigerode Altstadt

 Rathaus

Die Stadt Wernigerode wurde vermutlich Anfang des 9. Jh. als Missionsniederlassung des Klosters Corvey gegründet.

Wir machten zunächst einen Rundgang durch den historisch reizvollen Ort und erlebten den Marktplatz und das Rathaus, dessen heutige Gestalt auf einen Umbau von 1494-98 zurückgeht und dessen geschnitzte Figuren von Heiligen, Spielleuten und Narren am Gesims auffielen.

Auf dem Weg zur Oberpfarrkirche St. Sylvestri bewunderten wir schöne Fachwerkhäuser.

Brunnen

Klosterkirche Drübeck

Am Nachmittag besichtigten wir Kloster Drübeck, ein ehemaliges Benediktinerinnen-Kloster mit beeindruckender Kirche sowie Wohn- und Wirtschaftsgebäuden.

Von der ursprünglich ottonisch-romanischen dreischiffigen Basilika sind nur Teile erhalten, die in der heutigen Kirche St. Vitus noch zu sehen sind.

 

 

Kloster Drübeck, Mittelschiff und Chor

Krypta

Auf einem Bergkegel hoch über der Stadt Blankenburg besuchten wir das Große und das Kleine Schloß Blankenburg.

Blick auf das Große Schloss

 

Das Große Schloß geht in seiner heutigen Form zurück auf die Jahre 1705-23.

Das Kleine Schloß Blankenburg liegt in dem Lustgarten der Herzogin Christine Luise, war ursprünglich in Fachwerkbauweise errichtet und ab 1766 in Sandstein erneuert. Es dient heute als Heimatmuseum.

In seinem Barockgarten steht ein Abguss des berühmten Braunschweiger Löwen.

Blick auf das Kleine Schloss
LG Nord im Park
 

Als Kontrast sahen wir danach die Burg Regenstein mit den Resten einer ausgedehnten mittelalterlichen Burg und einer barocken Befestigung.

Burg Regenstein

Regensteinmühle

Von dieser im 18. Jh. geschleiften Anlage sind Reste des Bergfrieds und künstliche in den Berg gehauenen Gänge erhalten.

LG Nord in den Kavernen

Ganz anders erlebten wir dann das 1147 gegründete Zisterzienserkloster Michaelstein bei Blankenburg. Nach unterschiedlichen Nutzungen wie ev. Klosterschule und Predigerseminar ist es jetzt ein Zentrum für Barockmusik. Das Viereck der Mönchsgebäude bildet mit dem romanischen und gotischen Kreuzgang den Mittelpunkt der Abtei. Torhaus, Kirche und Kräutergärten runden das Bild ab.

Kloster Michaelstein, Kreuzgang

Torbau Klostergarten Kreuzgang

Am 3. Tag besuchten wir in Gernrode die ehemalige Stiftskirsche St. Cyriakus.

Stiftskirche Stiftskirche LG Nord vor dem Ostchor
Heiliges Grab

Diese heutige evangelische Pfarrkirche entstand im 10. Jh. und ist eines der bedeutendsten und besterhaltenen Zeugnisse ottonischer Architektur in Deutschland.

Sie ist eine dreischiffige, kreuzförmige Emporenbasilika mit 2 Chören und hat auf der Westseite einen hohen Querbau mit runden Flankentürmen und weiter halbrunder Apsis.

Aus dem Inneren sind eine Nachbildung des Heiligen Grabes in Jerusalem, Bemalungen und eine Hallenkrypta zu nennen.

Kreuzgang

Danach sahen wir das im 18./19. Jh. durch Umbauten entstandene Residenzschloß Ballenstedt.

Residenzschloss Westseite

Ballenstedt Schlossanlage

Parkanlage

Blick auf die Residenzstadt

Modell der Burg Anhalt

Anschließend kamen wir nach einer Wanderung durch das Mühlental oder mit der Bimmelbahn zur Burg Falkenstein, die auf einem Bergkegel oberhalb des Flüsschens Selke liegt.

Falkenstein, Angriffsseite

Innenhof Burg Falkenstein Falkenstein Kapelle

 

Sie ist die besterhaltene mittelalterliche Burganlage im Harz und wurde zwischen 1220 und 1250 zu einer Dreiflügelanlage mit Zwingern, Gräben und Innenhöfen erweitert und verfügt über eine reiche Innenausstattung.

In diesem Schloss wurde der Sachsenspiegel, das bedeutendste Rechtsbuch des Mittelalters, im 13. Jh. ins Niederdeutsche übersetzt.

Ein zusätzlicher Programmpunkt war der Besuch des Oberhofs der Familie von Alvensleben in Ballenstedt. Dort informierte und führte uns dankenswerterweise Frau von Alvensleben. Der vormalige Besitz von Park und Herrenhaus war nach der Wende wieder erworben worden. Bisher wurden Park sowie Dach und Fenster wieder fachkundig in Ordnung gebracht und einige der Wände der als Kindertagesstätte genutzten Räume entfernt.

Oberhof Oberhof
Wir wünschten ein weiteres gutes Gelingen.


Der Besuch von Quedlinburg am letzten Tag war ein weiterer Höhepunkt.

Quedlinburg
Quedlinburg erhielt 994 Stadtrechte, war vom 10. bis 12. Jh. Sitz der oft zu Ostern besuchten Kaiserpfalz weltlicher Herrscher und fast 900 Jahre lang Sitz eines Damenstiftes. Seit 1994 wird der Ort auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes geführt.
Quedlinburg, LG Nord am Finckenherd
Wir begannen mit einem Gang durch die kopfsteingepflasterte Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern aus 6 Jahrhunderten und sahen am Markt das Renaissance-Rathaus mit Rolandstatue und schönen Gildehäusern.

Sehenswert war auch die um 900 entstandene und nach Kriegsende mit historischen Resten wiederhergestellte ehemalige Kanoniker-Stiftskirche St. Wiperti. Zu erwähnen sind auch die Krypta dieser Kirche und der Friedhof mit alten Grüften und Gräbern.

St. Wiperti, Spätromanisches Hauptportal v. St. Marien

St. Wiperti, Friedhof


Nach dem Aufstieg zum Münzenberg bot sich ein herrlicher Blick auf Stadt und Umgebung.

Blick auf den Münzenberg

Aus den Resten der Kirche St. Marien auf dem Münzenberg lassen sich noch alle Elemente einer ottonischen Basilika mit Apsis, Querhaus, dreischiffigem Langhaus und Westbau ablesen. Heute sind die Reste der Kirche gänzlich in kleine Wohnhäuser des 18. Jh. eingebaut. Die Besichtigung einzelner Teilbereiche wie Nonnenempore, Mittel- und Seitenschiff, Untergeschoss des Südturms usw. in den Kellern der Häuser beeindruckten uns sehr.

Stift und Stiftskirche St. Servati mit Stiftsschatz schlossen die Exkursion ab. Die Stiftskirche zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Romanik und ihre weithin sichtbaren Turmhelme auf dem steilen Sandsteinfelsen hoch über den Dächern der Stadt sind imposant. König Heinrich I. und Königin Mathilde fanden hier ihr Grab.

Begräbnisstätte auf dem Münzenberg

997 erfolgte der Neubau eines dreischiffigen Langschiffes mit westlicher Zweiturmgruppe. Im Langhaus finden sich je sechs Arkaden mit sächsischem Stützenwechsel sowie Würfelkapitelle mit Ornamenten von Tieren und Pflanzen. In beiden Querhausarmen ist in zwei Räumen der berühmte Domschatz in alter Schönheit, Geschlossenheit und handwerklicher Perfektion untergebracht. Die aus edelstem Material  bestehenden Reliquienbehälter und Evangeliare waren größtenteils Geschenke der Könige des 10. bis 12. Jh. an die Kirche und das Stift (z.B. Servatiusreliquiar von Otto I. Servatiusstab, Reliquienkasten Heinrich I. und Katharinenreliquiar). Dieser Schatz kam nach dem Krieg aus USA zurück.

Herr Korf in seinem Element

Herr Thomas Meyer-Bretschneider, der frühere Vorsitzende der LG Nord, fasste die Reise wie folgt treffend zusammen:
Die Veranstaltung entsprach in vollem Umfang der Zielsetzung der DBV nach Erhaltung und Pflege der historischen Wehr- und Wohnbauten und untermauerte diese auch durch eine hervorragende Auswahl der besuchten Bauwerke. Unser Mitglied Winfried Korf wurde als sehr fachkundiger, sprachgewandter und organisatorisch geschickter Reiseführer gelobt, der den insgesamt 26 Teilnehmern die Geschichte des Nordharzes, seine Landschaft und die vielfältigen Objekte näher brachte. Ihm und den Organisatoren sprach Herr Meyer-Bretschneider herzlichen Dank für die gelungene Exkursion aus.

 
Bericht: Dr. Klaus Dürr,  Bilder: Herr Detlev Blohm