Landesgruppe Nord
 
Veranstaltungsrückblick
 
Dreitägige Herbstreise nach Celle und Lüneburg
 

Mit dem Thema "Vom Fürstenhof zum Patrizierhaus - Architektur und Interieurs in Celle und Lüneburg" veranstaltete die LG Nord eine Bus-Exkursion vom 31.8. bis 2.9.2007, an der 27 Personen, darunter auch zwei DBV-Ehepaare aus Norwegen und den Niederlanden, teilnahmen. Auf dieser Fahrt wollten wir uns den Charakteristika einer Residenzstadt widmen und diese denen einer typischen Bürgerstadt gegenüberstellen.

Celle Schloss Ostseite

Das Schloss in Celle war unser erstes Ziel. Durch das Schloss führte uns Frau Schmieglitz-Otten, eine hervorragende Kennerin des Schlosses, das in den letzten Jahren von ihr als Residenzmuseum neu gestaltet worden ist. Celle war von 1380 bis 1705 Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Davon zeugt vor allem das Schloss, eine im Kein noch mittelalterliche Vierflügelanlage. Außen- und Innenfassaden entstanden 1660 -1680. Sehr eindrucksvoll waren die herzoglichen Prunkräume mit schönen Stukkaturen von Tomielli sowie das 1674 im Nordwestturm eingerichtete und bis heute genutzte Hoftheater.

Celle Schloss Stukkaturen im Residenzmuseum
Celle Schlosskapelle Mitte 16. Jh.

Der zweite Tag in Celle begann mit der Besichtigung der Stadtkirche. Die Stadtkirche ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche mit barocker Ausstattung und hat in der Fürstengruft die beeindruckende Grablege der lüneburgischen Welfen.

Celle Stadtkirche Fürstenstuhl 1564, Orgel 17. Jh.

Celle Stadtkirche Erläuterung Dr. Fischer

Celle Stadtkirche Herzogliche Gruft

Anschließend führte uns der Konservator Dr. Fischer in einem Rundgang zu den Stadtpalais der herzoglichen Zeit und den Fachwerkhäusern der Hofbeamten und Handwerker.

Celle Schuhstraße, Beginn unseres Rundgangs

Celle Poststraße 8, Hoppener Haus 1532

Celle Kalandgasse, ehem. städt. Lateinschule

Celle Breite Straße Barockes Haus

Nach dem Mittagessen sahen wir noch die reformierte Kirche der Hugenotten, die kleineren Adelspalais an der Trift, kleinere Handwerker-Fachwerkhäuser und das barocke Zuchthaus, heute Justizvollzugsanstalt. Diese Anlage wurde zwischen 1710 und 1730 als Zucht-, Werk- und Tollhaus in der Form eines Schlosses erbaut und ist eine zweigeschossige Dreiflügelanlage mit Torhaus und vier Eckpavillons. Herr Dr. Fischer erwies sich als ein ausgezeichneter Kenner der Celler Residenz- und Baugeschichte und brachte uns das Leben in einer Residenzstadt sehr anschaulich nahe.

Celle Trift 13, ehem. Zucht-, Werk- und Tollhaus, Anf. 18. Jh.

Celle Trift 19, 20 ehem. Freihäuser Ende 17. Jh.

   

Zwei Herrenhäuser in der Nähe von Celle bildeten den Ausklang dieses Tages.
In Oppershausen empfing uns die Familie v. Bothmer. Mit einem kleinen Vortrag informierte uns Herr v. Bothmer zunächst über die Geschichte des Gutsensembles und des Herrenhauses aus dem 16. Jh. und des Parks sowie über die Kapelle in Form eines Fachwerkbaus aus dem 17. Jh. mit Innenausmalung aus dem 18. Jh. Dieser Einführung folgten ein Rundgang und ein gemütliches Kaffeetrinken in dem ursprünglich aus 1565 stammenden Vorwerk, zu dem Familie v. Bothmer uns freundlicherweise eingeladen hatte.

Oppershausen Herrenhaus 16. Jh., Erweiterung 19. Jh.

Oppershausen, Begrüßung durch Herrn von Bothmer

Oppershausen Kapelle 1657, Innenausausmalung 18. Jh.

Oppershausen Kapelle 1657, Innenausausmalung 18. Jh.

Oppershausen Park

In dem Herrenhaus von Langlingen empfing uns das Ehepaar Mylius. Über die Geschichte dieses Herrenhauses, das zwischen 1723 und 1725 von dem Baumeister der Welfen, Johann Caspar Borchmann, erbaut wurde, informierte uns umfassend Herr Mylius, dessen Familie schon seit 1872 Besitzer ist. Er führte uns anschließend durch das Haus und zeigte uns den Festsaal mit reichen Stukkaturen im 1. Obergeschoss, die Kapelle mit Decken-Ausmalungen und auch den schönen Landschaftspark der Anlage.
 

Langlingen Herrenhaus 1723-1725 von J. C. Borchmann für E. von Spörken, Hofseite

Am dritten Tag stand die Hansestadt Lüneburg auf dem Programm. Dort erlebten wir die verschiedenen Bautypen der Salzstadt von außen und innen. Lüneburg erhielt 1247 Stadtrecht und wurde seit 1371 durch Patrizier geführt, die durch das Salz reich geworden waren. Die Stadt war Gründungsmitglied der Hanse und erlebte im 18. Jh. eine weitere Blütezeit. Backstein ist das in Lüneburg vorherrschende Baumaterial. Die Führung machte unser Vorsitzender, Herr Dr. Püttmann, gemeinsam mit dem Lüneburger Stadtkonservator Dr. Ring.

Lüneburg Rathaus, vor der Gerichtslaube Lüneburg Rathaus, Dr. Ring erläutert die Große Ratsstube Lüneburg Rathaus, Große Ratsstube, Gemälde Daniel Frese

Erstes Ziel war das großartige Rathaus mit seiner barocken Fassade zum Markt, ansonsten aber ein überwiegend mittelalterlicher Bau. Sehenswert im Inneren die Gerichtslaube aus dem 14. Jh., die Fenster, Alte Kanzlei, Körkammer und die Große Ratsstube aus dem 16. Jh.. Des Weiteren beeindruckten der Fürstensaal aus dem 15. Jh. sowie der Huldigungssaal von 1706, ein barocker Prunksaal für den Kurfürsten Georg Ludwig.
Danach besichtigten wir das Heine-Haus. Heinrich Heine besuchte zwischen 1823 und 1827 mehrfach seine dort lebenden Eltern - und sahen neben den Häusern der Patrizier, Handwerker und Brauer auch die von armen Leuten und Witwen.

Lüneburg, Heinrich-Heine-Haus, Diele

Lüneburg, Heinrich-Heine-Haus, Holzdecke

In einigen Häusern wurden uns Ausmalungen der Renaissance gezeigt, die in den letzten Jahren bei Renovierungsarbeiten entdeckt worden sind. In der historischen Lüneburger Kronenbrauerei fand das Mittagessen statt.
Am Nachmittag besichtigten wir mehrere Häuser und erlebten, wie die schönen historischen Straßenzüge Lüneburgs durch Handwerker und Händler in zeitgenössischen Kostümen belebt wurden. Die fachkundigen und lebendigen Erläuterungen unserer Führer machten die Rundgänge zu einem Erlebnis.

Lüneburg, Haus Blancke

Lüneburg, Haus Blancke, Holzdecke

Zum Ausklang empfingen uns Herr Professor Dr. Egbert Kahle und Frau in ihrem Stadtpalais des Biedermeier, informierten uns über Geschichte und Ausstattung des Hauses und zeigten uns den schönen Tapetensaal.

Alle Teilnehmer waren voll des Lobes über das umfang- und abwechslungsreiche, interessante Programm und die hervorragenden Führer und Gastgeber.
Selbst gute Kenner der beiden Städte gestanden ein, dass sie sehr viel Neues kennen gelernt haben.

Lüneburg, Palais Kahle, Festsaal mit Bildtapete 1837, Schweizer Motive

Lüneburg, Palis Kahle, Abschied im Garten


Dr. Klaus Dürr