Holger Grönwald Gesellschaftsverhältnisse (vgl. Wilfried Pfefferkorn, Buckel- quader an Burgen der Stauferzeit in Württemberg, Ludwigs- burg 1977, S. 5). Außen ist der Bergfried vollständig mit auf ihrem Spiegel nur grob bearbeiteten Buckel- bzw. Bossen- quadern, dem Leitmotiv an Profanbauten der Stauferzeit, verkleidet. Deren Datierung und Typologisierung ist ein ei- genständiges, hier nicht weiter zu vertiefendes Thema. Die Ausführung legt eine Entstehung in der Spätzeit der spezi- fischen Rohbuckelquadergestaltung am Übergang zum 13. Jahrhundert nahe. 35 Zur Praxis dieser Teilungs- und Benennungsvorgänge an- hand eines anderen Beispiels vgl. Holger Grönwald, Archäo- logie und Geschichte des hoch- und spätmittelalterlichen Landesausbau im Friaul – Rolle und Entwicklung der Burg Cucagna und ihrer Ausstattung im Nordosten Italiens, Frei- burg 2015, S. 100, S. 102 (Freidok-Identifikator: DOI 10.6094/ UNIFR/10129). 36 Landesfürstliches Eigentum bleibendes Allodialgut, indi- rekt belegt über eine Verkaufsurkunde des Kallstädter Be- sitzes der Brüder Philipp II. und Werner I. an das Kloster Otterberg (Burggraf Heilmann von Wachenheim leistete im Namen der Falkensteiner 1264 den Verzicht; vgl. Albert Schwarz/Uwe Welz/Dieter Barz, Wachtenburg. In: Jürgen Keddigkeit/Ulrich Burkhart/Rolf Übel (Hrsg.), Pfälzisches Burgenlexikon, Band 4.2: St-Z, Kaiserslautern 2007, S. 164– 182, insb. S. 166). 37 Nach Johann Martin Kremer, Genealogische Geschichte des alten Ardennischen Geschlechts insbesondere des zu dem- selben gehörenden Hauses der ehemaligen Grafen zu Sar- brück XII, Frankfurt/Leipzig 1785, S. 245. 38 Die direkte Beziehung Friedrichs zur Wachtenburg und seine Anwesenheit könnten außergewöhnliche Funde wie ein Fragment eines Hedwigsbechers (Holger Grönwald, Ein Hedwigsbecher auf der Wachtenburg. In: FöRW Nr. 77, Wa- chenheim 2018, S. 8–11) und ein Schachspiel-Turm belegen (Ders., Die Türme der Wachtenburg. In: Zeitschrift für Ar- chäologie des Mittelalters 49/2021, Bonn 2022, S. 209–213). Auf der Burg leisteten wohl die im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts erwähnten Wachenheimer Ritter Burkart (1242) und Johann Dienst (vgl. Alfred Hilgard, Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer, Straßburg 1885, S. 53). 39 Auf Werner III. folgte Philipp I. von Falkenstein (* vor 1200, † 1271; er dürfte kaum auf der Burg geweilt oder sie nur in Jugendjahren kennengelernt haben). 40 Ab 1246 mit der Aufbewahrung der Reichsinsignien betraut und Verwalter des Trifels. 41 Zu verweisen ist auf die vorbildhafte Anlage der Zisterne sowie Baudetails wie ein Kapellenerkerfragment und die Buckelquader. Die erst um 1220 etablierten, auf dem Trifels dominanten Kissenbuckelquader sind typologisch jünger als die bruchrauen Buckelquader der Wachenheimer Burg. 42 „Buchardus miles Wachenheim“ ist Zeuge bei der Beurkun- dung einer Schenkung an das Kloster Eussertal im Jahre 1240 (vgl. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. I, Nr. 418 Eussert., fas. 10 sowie Lehmann, Urkundliche Ge- schichte, Bd. II [wie Anm. 24], S. 419). 43 Zwischenzeitlich führte er den Titel nur nominell und war aus dem Bistum vertrieben. Er fungierte als Reichskanzler für den Gerulfinger Wilhelm von Holland (* um 1228, † 1256), ab 1247 wurde er Gegenkönig zu Friedrich II. (* 1194, † 1250) und 1248 in Aachen gekrönt. 44 Ebenso am castrum Kisslau sowie der die Diözese Speyer bzw. den Speyergau umfassenden Grafschaft Lutramsforst (zu deren Lokalisierung und Ausdehnung vgl. Michael Gel- bach, Die Verfassungsgeschichte des Speyergaus im Hoch- mittelalter bis zur Errichtung der Landvogtei. Ein Beitrag zur Territorialgeschichte der Pfalz, München 1966, S. 36–41 sowie korrigierend Marc Bentz, Eine Geschichte der Burg Meistersel – anhand ihrer archäologischen und historischen Quellen. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Bd. 113, Speyer 2015, S. 74, Anm. 124). Zum Urkundetext vgl. Franz Xaver Remling, Geschichte der Bischöfe von Speyer I, Mainz 1852, S. 497 sowie Ders., Urkundenbuch zur Geschich- te der Bischöfe von Speyer I, Mainz 1852, Nr. 303. 45 Der zweite Bruder, Berthold von Leiningen († 1285), war Bi- schof von Bamberg. Graf Friedrich soll Alphons X. die Nach- richt von der Königswahl übermittelt haben. 46 1.100 Mark zahlte er dafür an die Ganerbengemeinschaft der Burginhaber, Mitgliedern der bolandischen Familie von Falkenstein bzw. von Münzenberg (vgl. Schwarz/Welz/Barz, Burgenlexikon [wie Anm. 36], S. 166). Da Bischof Heinrich einen 1264 in Erscheinung tretenden, bis 1281 sein Amt ausführenden Heilmann von Wachenheim als nachrangigen Lehennehmer zum Burggrafen ernannte, ist sicher, dass der Einfluss der durch Falkensteiner Ämter auch am pfalzgräf- lichen und kaiserlichen Hof wirksamen Bolanden mindes- tens bis in die Amtszeit des Speyrer Bischofs Friedrich von Bolanden (1272–1302) erhalten blieb. 47 Jüngerer Bruder von Friedrich III. Nach Karlsruher Kopialbuch 457, 69 (Landesarchiv Baden-Württemberg); Leh- mann, Urkundliche Geschichte Bd. II (wie Anm. 24), S. 421; Heilberger, Die Grafen von Leiningen-Westerburg (wie Anm. 24), S. 16 f. und Schwarz/Welz/Barz, Burgenlexikon (wie Anm. 36), S. 166. 48 Rudolf behielt die Kaufsumme aus der Mitgift seiner Tochter ein (vgl. Niedhammer, Geschichte [wie Anm. 1], S. 44 f., Anm. 4 nach Abhdl. der Kurfürstl.-Baierischen Akad. d. Wiss., Bd. 111, München nach 1763, S. 115). 49 Vgl. Johann Goswin Widder, Versuch einer vollständigen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine 1-111, Frankfurt/Leipzig 1786–1788, S. 325–336. Die damit verbun- denen und parallelen habsburgisch-wittelsbacher Streitig- keiten sind zu komplex, um sie hier näher auszuführen. Ludwig verpfändete die Unterhaltung der Burg, um einen Teil seiner Ausgaben zu decken. 50 Leiblicher Sohn Mechthilds, heiratete die Tochter des Königs Adolf von Nassau. 51 Zur in Germersheim 1291 ausgestellten Urkunde vgl. Acta Academiae Theadoro-Palatinae, Bd. VII, Mannheim 1794, S. 278, Nr. 8. 52 Titularisch führte er die polnische Krone und machte An- rechte auf Ungarn geltend. Die Titelhäufung zeigt mit der geerbten Anwartschaft auf den deutschen Thron, dass für ihn eine zum Kaisertitel führende Karriere vorgesehen war – die jedoch nicht umgesetzt wurde. 53 Beim Tod seines Vaters waren ihm die Hälfte der nötigen Wahlstimmen zum Deutschen König sicher gewesen. Die Bildung einer luxemburgischen Dynastie hatte allerdings der Habsburger Friedrich III., der Schöne (* 1289, † 1330) verhindert. Er ließ sich am 19.10.1314 auf den vakanten Thron wählen und die luxemburg-wittelsbacher Partei re- agierte am Folgetag mit der Wahl Ludwigs des Bayern vor den Toren Frankfurts, der sich Johann als Kompromisslö- sung fügte (beide Gegenkönige blieben ungesalbt). 54 Die Entwicklung der Stadt im Zusammenhang mit der Burg ist ein eigenständiges Thema. Erst 1341 erhielt sie durch Ludwig den Bayern Neustädter Stadtrechte. Zum in den jüngsten Grabungen einen Schwerpunkt darstellenden Pa- las (s. o.) vgl. etwa Grönwald, Cui bono? (wie Anm. 14), S. 6–9. 55 Bei dessen Erneuerung nahm man anscheinend enge Anlei- hen am Wachenheimer Vorbild. Dessen Zenit unter Johanns Vater zwischen den 1230er-Jahren und dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts war bereits ein halbes Jahrhundert vorüber. Heinrich VII. weilte dort nur 1234/1235 und die unter ihm und bis 1246 hier untergebrachten Reichsinsigni- en verwahrte man nun an anderen Orten auf. 56 Die Burgmühle am Fuße des Burgbergs bewirtschaftete etwa ab 1324 ein Jakob von Wachenheim. 57 Für seinen Einsatz während der letzten großen Ritter- schlacht im deutschsprachigen Raum 1322 beim salzburgi- schen Mühldorf erhielt Johann die Reichspfandschaft Eger als Erweiterung seiner böhmischen Besitzungen. Hinsicht- lich seiner Rolle im HRR verfolgte er in machtstrategischem Kalkül zudem die Etablierung einer luxemburgischen Herr- 18 Burgen und Schlösser 1/2024