Baugeschichte |
Die Burg ist keinesfalls, wie oft
behauptet, ein Neubau des Jörg Scheck vom Walde ab 1429, sondern
entstand vielmehr zwischen 1200 und 1609 in fünf Hauptbauphasen. |
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Bauphase I
(um 1200) |
Die Burg besaß von Anfang an
weitgehend ihre heutige Größe und Gestalt, abzulesen an einem
Mauerwerk aus
blockhaften, bisweilen fischgrätartig angeordneten
Steinen und Fugenstrichen, das im Sockelbereich fast aller
Baulichkeiten erscheint.
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Dass die Burganlage auch nach
Osten eine ähnliche Ausdehnung wie seit 1429 aufwies, bezeugen
ältere Mauerfragmente im Bereich des „Verlieses“ und an
einem Eck des äußersten Tores. Die Befundsituation lässt bereits damals zumindest
zwei Außentore vermuten, von denen das äußere am Platz der heutigen
Außentores, das innere an der Stelle des Wappentores lag, wo deutlich
sichtbar ein älteres Mauerfragment zutage tritt. Vor beiden Toren
durchschnitten kurze Stichgräben, sog. Halsgräben, das
Bergmassiv. |
Vor dem äußersten Tor erstreckte
sich bergwärts eine ausgedehnte Vorburg, wie eine historischen
Abbildung von 1542 beweist.
Auch die beiden Felsköpfe des „Bürgel“ und „Stein“ waren von Anfang an
ähnlich überbaut wie später. Zwischen ihnen erstreckte sich entlang
der Südseite des Mittelhofes ein fast 50 m langer Saalbau, der
burgenkundlich die wichtigste Baulichkeit dieser Burg darstellt. Auf
dem „Bürgel“ stand ein gewinkeltes, niedriges Festes Haus, während der
„Stein“ einen ähnlich dimensionierten Palas, eine etwas größere
Kapelle und einen etwas längeren Wohnturm
(„Frauenturm“) umfasste. |
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Bauphase II
(um 1300) |
Die angebliche Zerstörung der Burg
Aggstein durch Herzog Albrecht I. 1295/96 mit anschließender
Instandsetzung lässt sich allein am Mauerwerk festmachen, das eine
aufwändige Instandsetzung in den Jahren um 1300 aufweist. Besonders
umfangreich waren diese Instandsetzungsarbeiten an der Südwand und dem
ihr aufsitzenden Saalbau. Überall nutzte man die älteren Mauersockel
und Mauerfundamente als Substruktion, mit Ausnahme des „Frauenturmes“,
dessen Westabschluss man zurückversetzte. Der Palas erhielt eine neue
Binnenwand sowie einen Aborterker neben der Felsnadel des späteren „Rosengärtleins“.
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Die beiden einzigen völlig neuen Baumaßnahmen galten der Verstärkung
der Wehrhaftigkeit, als man zwischen dem äußeren und inneren Tor einen
zusätzlichen Torhof einschob und das Osteck zwischen „Bürgel“ und
südlicher Ringmauer durch eine kurze Traverse sperrte.
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Bauphase III
(1429-36) |
Die Bauaktivitäten von 1429-36 zeichnen sich im Bestand
nur schwer ab, denn das Mauerwerk ähnelt sehr dem der Bauphase II.
Charakteristisch sind die weißlichen Sandsteine an Ecken und Öffnungen
sowie die doppelten Entlastungsbögen. Wenngleich die Burg ihre
Grundkonzeption bewahrte, kam es doch zu substantiellen Ausbauten.
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Da das vermehrte Aufkommen der Geschütze
eine massive Gefährdung der Burg durch das östlich ansteigende
Berggelände bedeutete, musste man die Zugangsseite punktuell durch
gewaltige, mehrere Meter dicke Mauermassen, sog. „reduzierte
Schildmauern“ sichern, insbesondere am 1. und 3. Tor. Auch der
„Bürgel“
wurde stärker befestigt durch eine bogenförmige Ummauerung seines
östlichen Felsfußes sowie einen westwärts vorgelagerten Anbau.
Unterhalb des „Bürgels“ setzte man der Südmauer ein - heute fast
völlig verschwundenes - schmales Gebäude auf, das vermutlich im
Bereich des späteren Brunnenturmes endete. |
Auch am westlich
anschließenden Saalbau nahm man beträchtliche Veränderungen vor, indem
man breite gewölbte Fensterkammern mit großen Fenstern einbaute, die
drei Keller. unter dem Saalbau einwölbte, eine neue Binnenmauer einzog
und einen neuen Gewölbekeller schuf.
Gegenüber des Saalbaues entstand eine Burgküche mit steinernem
Pyramidenschlot und angebauter Dürnitz. Spektakulär erneuert wurde die
dem Mittelhof zugewandte Frontseite des „Stein“, die einen extrem
hochgelegenen Eingang mit Zugbrücke und Wurferker erhielt. Der daneben
aufragende „Frauenturm“ wurde um zwei weitere Geschosse aufgestockt
und innen mit Binnenwänden über Flugbögen ausgestattet. Kapelle und
Palas wurden erhöht und mit neuen Öffnungen versehen.
Schließlich entstand durch Aufmauerung der Felsnase das sog.
Rosengärtlein. |
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Bauphase IV
(1531ff.) |
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Ferdinand verbesserte die Verteidigung der gefährdeten
Ostfront durch einen neuen Wehrgang mit Schießkammern für
Maulscharten. Die lange Nordfront versah er mit einem flankierenden
Wehrerker, außerdem schloss er die Lücke zwischen dem 2. und 3. Tor
durch eine zinnenbewehrte Mauer.
In der Mittelburg wurde das schmale Gebäude südlich unterhalb des „Bürgel“
(s. Bauphase III) abgerissen und durch die heutigen
Baulichkeiten des Brunnenturmes und der Bäckerei (irrtümlich als
„Schmiede“ bezeichnet) ersetzt. Der Saalbau wurde mit mehreren Aborten versehen und bis zum
„Stein“ nach Westen verlängert. |
Kleinere Umgestaltungen erfuhr auch der „Stein“, wo man im
„Frauenturm“ die Flugbögen vermauerte, Blocktreppen, eine Bohlenstube
und mehrere Abtritte einbaute, die Ringmauer um einen neuen Wehrgang
mit Fenstern und Abtritt aufstockte, an ihrem Fuß ein kleines Gewölbe
einzog, die Kapelle einwölbte und mit neuen Fenstern versah. |
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Bauphase V
(1609ff.) |
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Der Saalbau erfuhr eine Umnutzung als Kanzleibau, wozu
man ältere Öffnungen vermauerte, neue Öffnungen einbrach und dem
Keller durch eine Wendeltreppe erschloss. Gänzlich neu kamen hinzu die
Torwartstube hinter dem 1. Tor sowie die beiden Vorburghäuser direkt
vor der Burg. |
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Bauphase VI
19., 20. Jhdt.;
frühes 21. Jhdt. |
Diese Bauphase umfasst diverse
Instandsetzungsarbeiten 1819, 1901 und 1922, als die Gräben verfüllt,
Dürnitz und Küche rekonstruiert wurden.
Weitere Instandsetzungsarbeiten erfolgten 1945ff. und in den frühen
1970er Jahren. Erst 2004 kam es zu einer umfassenden Sanierung und
Revitalisierung, indem man den Saalbau eindeckte und renovierte, neue
Toiletten einbaute; die Gewölbekeller unter dem Saalbau sanierte und
die Holztreppen zum „Stein“ und „Bürgel“ neu gestaltete. Auf dem 3.
Tor platzierte man eine Aussichtsplattform. Die Torwartstube des 17.
Jahrhunderts nutzte man als Kassenhäuschen mit Souvenirshop. Mit
großem Aufwand wurde die Kapelle sorgfältig saniert. |